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Behandlung von COVID-19
Was gibt es Neues zu Favipiravir?
Das Grippemittel Favipiravir gehört zu den großen Hoffnungsträgern gegen COVID-19. Ursprünglich in Japan als Notfallmedikament gegen Influenza zugelassen und dort bislang gar nicht eingesetzt, könnte seine Karriere gegen das neuartige Coronavirus erfolgversprechender ausfallen. Russland hat es soeben auch für die ambulante Behandlung zugelassen und in Japan wurde eine wichtige Phase-III-Studie abgeschlossen.
In Japan ist der RNA-Polymerase-Inhibitor Favipiravir von Fujifilm unter dem Handelsnamen Avigan seit 2014 zur Behandlung der Influenza zugelassen. Die Zulassung war jedoch eine „schwere Geburt“, weil die Behörde erhebliche Sicherheitsbedenken hatte. Die Indikation beschränkte sich schließlich auf neuartige Influenzaviren und wiederkehrende Influenza-Ausbrüche, mit der Maßgabe, dass andere Anti-Influenzavirus-Medikamente unwirksam sind. De facto handelt es sich also um ein Arzneimittel für den Notfall-Einsatz und nicht für die Behandlung der normalen saisonalen Influenza.
Russland genehmigt Favipiravir gegen COVID-19
Anfang Juni dieses Jahres berichtete TrialSite, dass die russischen Aufsichtsbehörden eine Version von Favipiravir, bekannt als Avifavir, für Krankenhauspatienten mit COVID-19 zugelassen hätten. Avifavir war von dem lokalen Pharmaunternehmen ChemRar Group in Zusammenarbeit mit dem Russischen Direct Investment Fund (RDIF) entwickelt worden.
Nun hat das Gesundheitsministerium die Verwendung von zwei Präparaten auf Favipiravir-Basis auch für die ambulante Behandlung von SARS-CoV-2-Infektionen genehmigt. Laut TrialSite soll es auch in Indien, Bangladesch, China und anderen Ländern für diesen Zweck zugelassen und im Einsatz sein. Chinesische Forscher sollen bereits im März davon überzeugt gewesen sein, dass Favipiravir bei der Behandlung von Covid-19 „eindeutig wirksam“ sei.
Japan: Hoffnung auf Zulassung im Mai nicht erfüllt
So weit sind die Japaner, wo es eigentlich herkommt, noch nicht. Ende Februar hatten japanische Forscher mit der Verabreichung von Favipiravir an Corona-Patienten begonnen. Im April kündigte die Regierung an, den Lagerbestand des Landes auf genügend Dosen für zwei Millionen Menschen zu verdreifachen. Favipiravir sollte für klinische Studien in 43 Länder geliefert werden. Der ehemalige Ministerpräsident Shinzo Abe hatte die Hoffnung geäußert, dass das Medikament im Mai genehmigt werden könnte, aber der Zwischenbericht einer japanischen Universität, der Mitte Mai veröffentlicht wurde, soll keine klare Wirksamkeit von Avigan gegen COVID-19 erbracht haben.
Fujifilm hat Phase-III-Studie abgeschlossen
Fujifilm selbst startete im März in Japan eine klinische Phase-III-Studie mit etwa 96 Patienten mit leichten und mittelschweren Symptomen. Ursprünglich sollte sie im Juni abgeschlossen werden. Durch die sinkenden Fallzahlen neuer Infektionsfälle kamen jedoch nicht genügend Patientendaten zusammen. Nun hat die Fujifilm Holdings Corp. mitgeteilt, dass die verzögerte klinische Studie abgeschlossen sei. Dies berichtet die Japan Times. Konkrete Endergebnisse werden an dieser Stelle nicht mitgeteilt. Allerdings soll nun der Weg für die Beantragung der Zulassung und Produktion des antiviralen Medikamentes in Japan geebnet sein. Damit könnte Avigan dort der dritte zugelassene Wirkstoff zur Behandlung von COVID-19 werden. Im Mai hatte die japanische Regierung grünes Licht für die Genehmigung von Remdesivir gegeben, gefolgt von dem Steroid-Medikament Dexamethason.
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In clinicaltrials.gov sind aktuell 30 Studien mit Favipiravir gegen COVID-19 eingetragen, alle bis dato ohne Ergebnisse und neun davon „active, not recruiting“ beziehungsweise „not yet recruiting“.
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