Unterwegs im Wahlkreis

Olaf Scholz auf Apothekenbesuch

Berlin - 25.03.2024, 13:30 Uhr

Bundeskanzler Olaf Scholz war zu Gast bei Mike Beyer, dem Inhaber der Sonnen Apotheke in Teltow. (Foto: ABDA/Wagenzik)

Bundeskanzler Olaf Scholz war zu Gast bei Mike Beyer, dem Inhaber der Sonnen Apotheke in Teltow. (Foto: ABDA/Wagenzik)


Zuletzt haben Apothekerinnen und Apotheker immer wieder in Briefen an Bundeskanzler Olaf Scholz appelliert, ihre Sorgen ernst zu nehmen – jetzt hat der Kanzler eine Apotheke in seinem brandenburgischen Wahlkreis besucht. Mike Beyer, Inhaber der Sonnen Apotheke in Teltow, hatte ihn im Februar eingeladen und Scholz sagte direkt zu.

Am späten Samstagmittag war in und rund um die Sonnen Apotheke im brandenburgischen Teltow einiges los: Der Bundeskanzler kam zu Besuch – und das geht mit strengen Sicherheitsmaßnahmen einher. Auch die Presse musste zurückstecken: Nur eine Vertreterin durfte zugegen sein – wenn auch nicht beim Gespräch zwischen Scholz und Apotheker Mike Beyer. Die DAZ fragte daher im Nachgang nach, wie der Kanzlerbesuch lief.

Beyer berichtet von einem „angenehmen Termin“. Scholz habe „wach und aufmerksam zugehört“ – statt der veranschlagten 30 Minuten sei er sogar 40 Minuten geblieben. Und diese Zeit nutzte der Apotheker zum einen, um dem Kanzler einen Einblick in die tägliche Arbeit in de Offizin zu verschaffen, zum anderen, um auf die drängenden Probleme hinzuweisen.

Los ging es mit einer E-Rezept-Demonstration. Beyer betonte, dass die Apothekerschaft der Digitalisierung grundsätzlich offen und konstruktiv gegenüberstehe. Doch er machte auch deutlich, dass die morgendlichen TI-Ausfälle in der letzten Zeit und die nach wie vor oftmals verspätete Signatur der elektronischen Verordnung echte Probleme seien.

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Genauso waren die Lieferengpässe ein Thema. Beyer zeigte dem Kanzler, wie es etwa bei Ozempic und Trulicity aussieht und welche Schritte in der Apotheke unternommen werden, um die Patientinnen und Patienten dennoch zu versorgen. Beharrliche Großhandelsanfragen sind hier notwendig. Zudem appellierte der Apothekeninhaber an Scholz, dass bei Lieferengpässen wieder ein Austausch der Darreichungsformen möglich werden muss – und zwar generell und nicht nur bei gelisteten Kinderarzneimitteln. Die Apotheken haben schließlich längst bewiesen, dass man mit einer solchen Regelung verantwortungsbewusst umgehen können.

Beyer wies den Kanzler zudem auf Kernkompetenzen der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten hin – etwa den Check von Wechselwirkungen. Dabei machte er deutlich, dass damit nicht zuletzt teure Klinikbehandlungen vermieden würden.

Strukturen stehen auf dem Spiel

Doch all das, was jetzt noch da sei, verschwinde gerade, machte Beyer im Weiteren deutlich. Er verwies auf das Apothekensterben, das im vergangenen Jahr für einen historischen Rückgang der Betriebsstätten gesorgt habe. Und er erklärte dem Kanzler, dass Deutschland in Sachen Apothekendichte im EU-Vergleich im unteren Drittel liege.

Hauptgrund: Das Apothekenhonorar, das sich im Grunde seit 2004 nicht verändert hat. Hier konnte Beyer auch auf die Reformeckpunkte von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eingehen. Eine Honorarumverteilung, wie sie dort angedacht ist, erläuterte Beyer dem Kanzler, werde ihren Zweck nicht erfüllen. Wer sage denn, dass ein höheres Fixum und eine geringere prozentuale Marge tatsächlich den kleinen Apotheken auf dem Land zugutekomme? Auch kleine Apotheken hätten Hochpreiser – und sicher oft auch weniger Kunden und letztlich weniger Rx-Packungen als Apotheken in besseren Lagen.

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Auch die klaren Haken an den abgespeckten Filialen, die Lauterbach vorschweben, machte Beyer dem Kanzler deutlich: Nicht nur, dass hierfür schlicht die PTA fehlten – es handele sich für die Patientinnen und Patienten auch um eine „Leistungskürzung“, wenn bestimmte Aufgaben nicht mehr wahrgenommen werden können.

Dass Scholz auf all die Informationen gleich mit Zusagen für Abhilfe reagiert, damit hat Beyer ohnehin nicht gerechnet. Der Kanzler hörte zwar gut zu – aber was er jetzt mit den Informationen anfängt, bleibt abzuwarten. Dennoch endet der Besuch mit einem für Beyer guten Gefühl. Und er appelliert an seine Kolleginnen und Kollegen in der ganzen Republik, ihre Wahlkreispolitikerinnen und -politiker in ihre Apotheken einzuladen. Dabei könnten sie jetzt auch darauf verweisen, dass selbst der Kanzler einer solchen Einladung nachgekommen sei.   

Er selbst hatte Scholz übrigens am 7. Februar bei einer Wahlkreisveranstaltung in Stahnsdorf eingeladen. Zu diesem Termin waren interessierte Bürgerinnen und Bürger geladen, um Fragen zu stellen. Beyer sprach hier seine Einladung aus – und der sagte spontan zu. Keine sieben Wochen später hat es nun also geklappt


Kirsten Sucker-Sket
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Politiker ansprechen

von Dorf-Apothekerin am 25.03.2024 um 19:53 Uhr

Als meine Apotheke noch lebte, sprach ich Herrn Dr. Nüßlein auf das damalige Problem der Notdienstgebühr an. Ohne Ihn würden wir vielleicht noch heute darauf warten, jedenfalls wurde sie 14 Tage später eingerichtet. Er kümmerte sich auch darum, dass in den Koalitionsvertrag das Versandverbot von RX-Arzneimitteln aufgenommen wurde. Dass Herr Spahn als Kontaktperson zu DOC-Morris diesen Vertragspunkt mit fadenscheinigen Argumenten nicht umsetzte, wissen wir alle. Aus dem Spinnennetz, dass von Herrn Prof. Lauterbach seit 20 Jahren gewoben wird kommen wir durch Gespräche nicht mehr raus. Wir haben die Macht weder von Versicherungen noch von anderen Konzernen. Die Politik zählt auf unsere Gutgläubigkeit, Naivität, Geduligkeit besonders der Standespolitik, die Goldesel im Keller u.s.w.
Als die Esterhazy's ihre Musiker bis zum Umfallen arbeiten ließen, schrieb Haydn die Abschiedssinfonie.
Wenn wir nicht geschlossen die Türen für längere Zeit dicht machen, wird uns keiner wahrnehmen!

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