Gerinnungshemmung

Diskussion um Todesfälle unter Dabigatran (Pradaxa)

03.11.2011, 14:30 Uhr


Ein Rote-Hand-Brief zu dem oralen Gerinnungshemmer Dabigatran (Pradaxa®) sorgt für Unruhe und Irritationen. Letal verlaufende Blutungskomplikationen vor allem in Japan hatten zu dem Aufruf geführt,

Dabigatran ist ein Prodrug, das nach Überführung in seine aktive Form dosisabhängig die Blutgerinnung durch direkte kompetitive Hemmung des Thrombins herabsetzt. Es wird zu 80% über die Nieren ausgeschieden wird, so dass bei Einschränkung der Nierenfunktion eine Dosisanpassung erforderlich ist. Wird diese pharmakokinetische Besonderheit nicht beachtet, muss mit Blutungskomplikationen bis hin zu Todesfällen gerechnet werden. Bei Überdosierungen kann ein Austausch des Blutplasmas erforderlich werden, da ein spezifisches Antidot bislang nicht zur Verfügung steht.
Prinzipiell ist jede gerinnungshemmende Therapie eine Gratwanderung, Blutungskomplikationen können nicht ausgeschlossen werden. Zur Frage, wie viele Patienten in Deutschland und wie viele weltweit bislang an den Folgen solcher Komplikationen nach Dabigatran-Gabe gestorben sind, konnte ein Sprecher von Boehringer Ingelheim keine genauen Angaben machen. Allerdings soll die Zahl der gemeldeten Fälle noch unter den Werten liegen, die man nach den Erfahrungen aus Studien erwarten würde. 


Dr. Doris Uhl


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