Studentendemo gegen Schließung

Diese bittere Pille schlucken wir nicht

Berlin - 21.12.2011, 09:08 Uhr


Zweiter großer Protest: Dieses Mal taten die sächsischen Pharmaziestudenten vor der Staatskanzlei und dem Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ihren Unmut kund. Dafür reiste gestern fast der ganze Studiengang der Leipziger Fakultät nach Dresden.

Den Zeitpunkt für ihre Demonstration hatten die Studenten mit Bedacht gewählt: Gestern diskutierte man über und verabschiedete im Kabinett der Staatskanzlei den Hochschulentwicklungsplan, der die Basis für die drohenden Kürzungen darstellt. Daher versammelten sich nach Angaben der Fachschaft zur Mittagszeit über 150 angehende Pharmazeuten, um für eine Überarbeitung des Plans zu kämpfen. „Dieser Hochschulentwicklungsplan ist eher ein Hochschulvernichtungsplan“, so Fachschaftssprecher Chris Graichen. Eine Reaktion aus der Staatskanzlei erfolgte jedoch nicht, wie die Studenten mitteilen – lediglich vom Eingang weg auf eine weniger gut sichtbare Fläche seien sie verwiesen worden. Anschließend zogen die Demonstranten spontan zum Sächsischen Landtag, um auch dem Landtagsdirektor persönliche Karten für jeden Abgeordneten zu überreichen. Sie werden darin zum Hinterfragen der Bildungspolitik aufgefordert.

In dem am Morgen verschickten offenen Brief an Landesregierung, an Staatsministerin Dr. von Schorlemer und an die Vertreter des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst erinnern die Studenten an die Dresdner Erklärung aus dem Jahr 2008. In dieser verständigten sich die Bundeskanzlerin und die Regierungschefs der Länder auf das Ziel, für Bildung und Forschung bis zum Jahr 2015 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu investieren – „und wo ist sie jetzt, die Bildungsrepublik?“, fragen die Studenten in ihrem Brief. Sie bitten darin auch um ein Gespräch mit der Staatsministerin. Von Schorlemer habe selbst klargestellt, wie wichtig ihr der offene Austausch mit allen Beteiligten sei. Fachschaftsvertreterin Christin Nitzschke hofft, dass die sächsischen Pharmazeuten noch zum Kreis der „Beteiligten“ gehören.

Der Hochschulentwicklungsplan soll unter Einbeziehung aktueller Studierendenzahlen und Trends überarbeitet werden, so lautet die Forderung der Studenten. Stellen sollten geschaffen, nicht gestrichen werden – denn „Bildung ist das wichtigste Gut, das wir haben,“ und refinanziere sich darüber hinaus durch qualifiziert Ausgebildete, so die Studenten. Zu ihrer Unterstützung haben sie den Geriatric Medicine Society e.V. mit ins Boot geholt. Er sieht in der drohenden Schließung ebenfalls eine „nicht nachvollziehbare und schwer vertretbare tagespolitische Haushaltsentscheidung“. Die demographische Entwicklung stelle eine enorme Herausforderung der Gesellschaft dar, die nur in einer konzertierten Vorgehensweise aller Gesundheitsberufe und der Politik bewältigt werden könne. Die Arzneimitteltherapie sei ein integraler Bestandteil. Auch dort fordert man daher, haushaltspolitische Alternativen zu finden, die die Fortführung der „erfolgreichen und qualitativ hochwertigen pharmazeutischen Forschung und Ausbildung an der Universität in Leipzig“ sicherstelle.

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Juliane Ziegler