Transparenz bei Studiendaten

Roche reagiert – aber liefert keine Daten

Berlin - 12.11.2012, 16:51 Uhr


Auf den Appell der Chefredakteurin des „British Medical Journal“ (BMJ), die Studiendaten zum Grippemittel Tamiflu® endlich offenzulegen, hat Roche nun reagiert. In einer öffentlichen Stellungnahme des Unternehmens heißt es, Roche akzeptiere den Vorwurf der mangelnden Transparenz nicht.

Weiterhin habe man die Cochrane-Gruppe mit 3.200 Seiten Informationen ausgestattet, um ihre Fragen zu beantworten. Ein weiterer Antrag auf Auskunft sei jedoch verweigert worden, weil die Forscher es abgelehnt hätten, eine Vertraulichkeitserklärung zu unterzeichnen. Darüber hinaus erklärt Roche, den nationalen Gesundheitsbehörden vollständige klinische Daten zur Verfügung gestellt zu haben.

Die Cochrane-Forscher wiederum erklärten, ihnen sei eine solche Vertraulichkeitsvereinbarung nie angeboten worden. Zudem habe die Europäische Arzneimittel-Agentur ihnen bestätigt, dass ihr einige Module der Studien fehlten. Als Reaktion schrieb Peter Gøtzsche, Leiter des Nordic Cochrane Centre in Kopenhagen, dem Unternehmen zurück: Er frage sich unter anderem, warum Roche im BMJ im Dezember 2009 versprochen habe, alle Studienergebnisse in den nächsten Tagen zugänglich zu machen, wenn das Unternehmen die Absicht gar nicht gehabt hätte.

Ihm zufolge sollten die europäischen Regierungen gerichtlich gegen Roche vorgehen, um zu erreichen, dass die bis heute unveröffentlichten Studienergebnisse an die Öffentlichkeit kommen. Laut einer Mitteilung des BMJ geht er jedoch noch weiter und ruft zum Boykott auf: „Außerdem schlage ich vor, wir boykottieren Roche-Produkte bis sie die fehlenden Tamiflu®-Daten veröffentlicht haben“, so Gøtzsche.

Lesen Sie zum Thema auch:

Tamiflu®-Studiendaten: Skeptiker lassen nicht locker

Geheime Tamiflu®-Daten: Auch Behördenvertreter fordern mehr Transparenz

Cochrane-Review: Transparency: Roche muss Tamiflu-Studiendaten offenlegen

Grippemittel: Geheime Studien-Daten nähren Zweifel an Tamiflu


Juliane Ziegler