BfArM-Risikoinformation

Anaphylaktische Reaktionen unter Chlorhexidin

27.09.2013, 15:35 Uhr


152 Einträge findet man in der Lauertaxe unter dem Wirkstoff Chlorhexidin: Mundspüllösungen und Mundgele, Haut- und Schleimhautantiseptika, Handdesinfektionsmittel, Wund- und andere Cremes, Gleitgele für medizinische Eingriffe, Spüllösungen für Blasenkatheter, Augen- und Nasentropfen, Gele zur Bindung überschüssiger Magensäure. Das Antiseptikum wird also auf vielen Gebieten angewendet. Was dabei allerdings berücksichtig werden muss: Chlorhexidin kann zu schweren Überempfindlichkeitsreaktionen führen. Das BfArM erinnert jetzt vor dem Hintergrund neuer Fallberichte an diese lebensbedrohliche Nebenwirkung

Die Überempfindlichkeitsreaktionen, die Chlorhexidin hervorruft, können von lokalen Reaktionen bis hin zu schweren anaphylaktischen Reaktionen reichen. 147 Berichte über anaphylaktische Reaktionen aus Deutschland im Zusammenhang mit Chlorhexidin liegen dem BfArM vor, die meisten bei der Anwendung von Mundspüllösungen. Bereits im Juli hatte das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic vor dem Auftreten akuter Überempfindlichkeitsreaktionen vom Soforttyp (Anaphylaxie) nach Anwendung von Chlorhexidin gewarnt. Jetzt zieht das BfArM nach und spricht folgende Empfehlung aus: Patienten, bei denen in der Vergangenheit eine Überempfindlichkeitsreaktion gegen Chlorhexidin aufgetreten ist, müssen über die Gefahr einer allergischen oder anaphylaktischen Reaktion bei erneuter Anwendung aufgeklärt werden. Diese Patienten sollten alle chlorhexidinhaltigen Arzneimittel oder anderen chlorhexidinhaltigen Produkte meiden. Besteht Verdacht auf eine Chlorhexidinallergie, sollte im Zweifelsfall eine entsprechende allergologische Diagnostik veranlasst werden. Auch medizinisches Personal ist angehalten, darauf zu achten, dass bei Patienten mit bekannter oder vermuteter Chlorhexidinallergie keine chlorhexidinhaltigen Arzneimittel oder andere chlorhexidinhaltige Produkte angewendet werden.

Sollten dennoch Anzeichen einer schweren allergischen Reaktion (Anaphylaxie) auftreten, ist die frühzeitige (Notfall-)medizinische Versorgung von entscheidender Bedeutung. Als wichtigstes Medikament zur Therapie schwerer allergischer Reaktionen gilt Adrenalin, außerdem werden H1- und H2-Rezeptorenblocker, Glucocorticoide und Volumenersatzlösungen eingesetzt. Zudem sind nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Schocklagerung, Sicherung der Atemwege und  Sauerstoffzufuhr erforderlich.

Quelle: Chlorhexidin: Anaphylaktische Reaktionen; Risikoinformation des BfArM vom 27.September 2013


Julia Borsch