Gefährliche Nebenwirkungen

FDA warnt vor Lidocain-Lösung bei zahnenden Kindern

03.07.2014, 15:44 Uhr


Die amerikanische Aufsichtsbehörde FDA warnt davor, viskose, zweiprozentige Lidocain-Lösungen gegen Zahnungsbeschwerden bei Babys und Kleinkindern einzusetzen. Bei Überdosierungen und durch versehentliches Verschlucken kann Lidocain laut FDA zu Krampfanfällen, schweren Hirnschäden und Herzproblemen führen.

Im Jahr 2014 prüfte die US-Behörde Meldungen zu 22 Fällen aus den vergangenen 35 Jahren, in denen es zu schweren Nebenwirkungen bis hin zu Todesfällen kam, nachdem zweiprozentige Lidocain-Lösungen bei Kleinkindern und Säuglingen im Alter zwischen fünf Monaten und 3,5 Jahren unter anderem wegen Zahnungsbeschwerden angewendet wurden. Offiziell zugelassen für diese Indikation ist die viskose Lösung, auf die sich die Warnung bezieht, nicht. In Deutschland ist das vergleichbare Präparat Xylocain® Viscös 2 Prozent verfügbar, das ebenfalls über keine Zulassung bei Zahnungsbeschwerden verfügt, sondern lediglich zur lokalen Nervenblockade der Schleimhaut sowie als Gleitmittel bei Endoskopien und bei der Einführung eines Beatmungsrohrs bei Erwachsenen und Kindern aller Altersklassen indiziert ist.

Indiziert zur zeitweiligen, symptomatischen Behandlung von Schmerzen an Mundschleimhaut, Zahnfleisch und Lippen auch bei Säuglingen und Kleinkindern ist das apothekenpflichtige Präparat Dynexan® Mundgel. Es enthält 2 Prozent (20 mg/g) Lidocainhydrochlorid. Die Dosierung ist individuell unter Berücksichtigung von Alter und Gewicht vorzunehmen. Maximaldosis ist viermal täglich ein erbsengroßes Stück. Insbesondere Kinder sollen nach der Anwendung nicht trinken oder essen, um ein Verschlucken zu vermeiden, rät die Packungsbeilage. Laut Aussage des Herstellers ist bei dieser Darreichungsform, nämlich als Gel, eine Überdosierung durch die Art der Anwendung unwahrscheinlich, da es lediglich vorsichtig auf die betroffenen Stellen gerieben und nicht wie die flüssigen Zubereitungen, auf die die FDA sich bezieht, mit dem Löffel appliziert wird. Außerdem sei Dynexan® nicht trinkbar. Ein weiteres Präparat, das über eine Zulassung zur kurzzeitigen Linderung der Beschwerden bei der ersten Zahnung verfügt, ist das nicht-apothekenpflichtige Dentinox® N Zahnungshilfe für Säuglinge. Das Präparat enthält neben Kamillenextrakt 0,34 Prozent (3,4 mg/g) Lidocainhydrochlorid. Es ist auch im Drogeriemarkt erhältlich. Das zweiprozentige Lidocain-Gel Kamistad® kommt bei zahnenden Säuglingen und Kleinkindern nicht infrage. Es soll, da keine ausreichenden Untersuchungen vorliegen, bei Kindern unter zwölf Jahren nicht angewendet werden.

Die FDA erachtet OTC-Schmerzmittel zum Auftragen auf die Kauleiste bei Zahnungsbeschwerden generell weder für notwendig noch für sinnvoll. Sie würden innerhalb von Minuten aus dem Mund des Babys ausgewaschen. Stattdessen empfiehlt die Behörde zur Schmerzlinderung gekühlte (nicht gefrorene) Beißringe oder eine Massage der betroffenen Stelle.


Julia Borsch