Pankreatitis durch Baldrian

Kausalzusammenhang weder „sicher“ noch „wahrscheinlich“

Stuttgart - 17.10.2014, 13:10 Uhr


Phytopharmaka, die Inhaltsstoffe aus Teufelskralle oder Baldrian enthalten, erhöhen signifikant das Risiko, eine akute Pankreatitis zu entwickeln. Das war das überraschende Ergebnis einer vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geförderten Fall-Kontroll-Surveillance-Studie (FAKOS), die das pankreatotoxische Risiko verschiedener Arzneimittel quantifizieren sollte. Im Rahmen einer Veröffentlichung im Bulletin zur Arzneimittelsicherheit wurde daraufhin vor einem sorglosen Einsatz von Phytopharmaka gewarnt. Bei der Firma Dr. Willmar Schwabe hält man einen Kausalzusammenhang allerdings für unwahrscheinlich.

Die Studie, die sich ohnehin, wie Schwabe in einer Stellungnahme betont, aufgrund ihres Designs (Fall-Kontroll-Studie) lediglich dazu eignet, eine Korrelation zwischen einem Risikofaktor und einer Erkrankung aufzuzeigen, nicht aber dazu, eine Ursache-Wirkungs-Beziehung zu belegen, basierte auf der Analyse von 102 Fällen von Patienten mit akuter Pankreatitis unklarer Ätiologie. In jeweils drei Fällen bestand ein zeitlicher Zusammenhang mit der Einnahme von Baldrian- und Teufelskralle-Präparaten.

Jedoch wurde bei keinem, so Schwabe, der Kausalzusammenhang von den Autoren als „sicher“ oder „wahrscheinlich“ eingestuft, es gab lediglich eine zeitliche Assoziation. Laut Publikation waren auch Kombinationspräparate betroffen, wobei die Kombinationspartner nicht genannt wurden. In den für die Firma relevanten Fällen sei, so Schwabe weiter, der kausale Zusammenhang zwischen der Einnahme der Baldrian-Produkte und dem Auftreten einer Pankreatitis unwahrscheinlich gewesen, da die Patienten sowohl unter relevanten – teils chronischen – Vorerkrankungen litten, als auch weitere Medikamente einnahmen, für die Pankreatitiden bekannte Nebenwirkungen sind.

Weitere Fallberichte zu Baldrian-Arzneimitteln aus anderen Quellen lägen der Firma nicht vor. Und auch aus klinischen Prüfungen oder der weiteren wissenschaftlichen Literatur kenne man keine einschlägigen Daten, die Hinweise auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Baldrian und einer akuten Pankreatitis geben.


DAZ.online