Nebenwirkungen in der Schwangerschaft

Paracetamol besser nur noch auf Rezept?

Berlin - 22.10.2014, 11:45 Uhr


Paracetamol kommt in Deutschland sehr häufig zum Einsatz: Es ist günstig, ohne Rezept zu bekommen und darf auch während der Schwangerschaft genommen werden. Zu sorglos sollte mit dem Schmerzmittel allerdings nicht umgegangen werden, warnt Kay Brune, Pharmakologe an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seit Jahren setzt er sich dafür ein, Paracetamol der Rezeptpflicht zu unterstellen. In einer Analyse haben Brune und Kollegen jetzt neue Forschungsergebnisse zusammengetragen.

Weil Paracetamol bei einer zu hohen Dosierung zu Leberversagen führen kann, wurde vor einigen Jahren die Packungsgröße begrenzt. Doch das ist aus Sicht von Brune nicht genug: Er hält die Selbstverständlichkeit, mit der das Schmerzmittel genommen wird, weiterhin für höchst bedenklich, heißt es im Beitrag. In ihrer Analyse gingen die Studienautoren daher der Frage nach, welche Nebenwirkungen Paracetamol in den empfohlenen Mengen von höchstens vier Gramm am Tag hat.

Laut einer Erhebung mit 64.322 dänischen Müttern und ihren zwischen 1996 und 2002 geborenen Kindern haben Frauen, die in der Schwangerschaft regelmäßig Paracetamol einnahmen, häufiger verhaltensauffällige oder an ADHS leidende Kinder. Dass die Einnahme von Paracetamol tatsächlich für dieses erhöhte Risiko verantwortlich ist, belegt die Studie allerdings nicht. Eine norwegische Studie mit 48.631 Kindern kam zu ähnlichen Ergebnissen: Neben verstärkter Hyperaktivität wurde bei den Kindern eine schlechtere gesamtmotorische Entwicklung und ein gestörtes Kommunikationsverhalten festgestellt, wenn ihre Mütter länger Paracetamol genommen hatten.

Zudem gibt es laut Spiegel Online Hinweise, dass Paracetamol bei Neugeborenen Hodenhochstand auslösen kann, was die Fruchtbarkeit beeinträchtigt und das Risiko für Hodenkrebs erhöht. Und dass Ungeborene, die verstärkt Paracetamol ausgesetzt waren, womöglich ein erhöhtes Asthmarisiko haben. Dafür gibt es allerdings laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) keine Belege. Dennoch nehmen einige Mediziner dies sehr ernst und empfehlen das Schmerzmittel Ibuprofen – im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte aber auch auf Ibuprofen verzichtet werden.

Doch offenbar wird auch das BfArM vorsichtiger, heißt es im Bericht weiter: Während die Behörde sich in einem Bulletin 2012 vor allem darauf beschränkt habe, vor Überdosierungen zu warnen und Paracetamol ansonsten als weitgehend sicher eingestuft habe, weise sie seit Februar diesen Jahres darauf hin, dass Paracetamol selten zu schweren Hautreaktionen führe. „Das BfArM empfiehlt, Paracetamol grundsätzlich nur in der niedrigsten wirksamen Dosierung und über den kürzesten erforderlichen Zeitraum anzuwenden“, wird Sprecher Maik Pommer zitiert. „In der Schwangerschaft sollte Paracetamol nur bei dringender Notwendigkeit angewendet werden.“


DAZ.online