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Multiple Sklerose
MS-Diagnosen in Deutschland nehmen zu
Immer mehr Menschen in Deutschland werden mit der schlimmen Diagnose der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS) konfrontiert. Das zeigt eine Studie des IGES Instituts. Die Ergebnisse bestätigen andere epidemiologische Studien, konkretisieren aber die Zahlen für Deutschland.
Datenbasis der Untersuchung sind Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, die anschließend auf Gesamtdeutschland hochgerechnet wurden. Betrachtet wurden Patienten mit mindestens einer durch Neurologen, Nervenärzte oder Psychiater gestellten MS-Diagnose bzw. mindestens einer Verordnung eines MS-spezifischen Arzneimittels. Danach errechneten die IGES-Wissenschaftler eine Behandlungsprävalenz in Bayern von 0,12 Prozent in 2005, die im Jahr 2009 signifikant auf 0,17 Prozent stieg. Umgerechnet auf die Bundesebene bedeutet dies einen Anstieg von rund 102.000 auf 143.000 Betroffene.
Hinter diesem Anstieg, so vermuten die IGES-Wissenschaftler, steckt eine verbesserte Diagnostik. So kann die Krankheit durch mehrfach geänderte Diagnosekriterien und den verstärkten Einsatz der Magnetresonanztomographie (MRT) inzwischen früher und sicherer erkannt werden.
Auch der Anteil der Patienten, die spezifisch therapiert werden, hat sich der Datenauswertung zufolge erhöht. Während im Jahr 2005 45,5 Prozent eine MS-typische Medikation mit Immunmodulatoren bekamen, waren es vier Jahre später etwas mehr als 50 Prozent. Hier zeigte sich im Übrigen eine starke Altersabhängigkeit: Ältere Menschen mit MS erhielten seltener Immunmodulatoren. Bei den unter 30-Jährigen stieg der Anteil im Beobachtungszeitraum von knapp 60 auf 67,6 Prozent und bei den 30- bis unter 50-Jährigen von 51,4 auf 56,8 Prozent. 50- bis 59-Jährige wurden noch seltener mit Immunmodulatoren therapiert: Hier stieg der Anteil binnen vier Jahren von 34,3 auf 40,9 Prozent.
Nach Meinung der Autoren decken sich diese Befunde mit den aktuellen therapeutischen Ansätzen bei MS. Hiernach soll so früh wie möglich immunmodulatorisch behandelt werden, da die Erfolgsaussichten umso geringer werden, je länger die Entzündungsaktivität besteht.
Höer A, Schiffhorst G, Zimmermann A, Fischaleck J, Gehrmann L, Ahrens H, Carl G, Sigel KO, Osowski U, Klein M, Bleß HH. Multiple sclerosis in Germany: data analysis of administrative prevalence and healthcare delivery in the statutory health system. BMC Health Serv Res. 2014 Sep 10;14:381.
Remagen - 18.12.2014, 08:32 Uhr