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Nach der Entlassung aus der Rezeptpflicht sind die Verkaufszahlen der „Pille danach“ gestiegen. Die Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Birgit Seelbach-Göbel, weiß warum: Die Apotheker beraten nicht gründlich genug! Ein Kommentar von Doris Uhl.
Wäre es nach den Verbänden der Frauenärzte gegangen, dann wäre die Pille danach bis heute nicht rezeptfrei erhältlich. Doch sie haben im Ringen um die Rezeptpflicht den Kürzeren gezogen und zeigen sich jetzt als schlechte Verlierer. Die DGGG-Vizepräsidentin Seelbach-Göbel nimmt die im Vergleich zum Vorjahr gestiegenen Verkaufszahlen zum Anlass, nachzutreten.
Für sie ist klar: „Die Zahlen zeigen, dass es keine fachgerechte Beratung gibt.“ So ist es auf Spiegel online zu lesen. Zur Untermauerung ihrer These verweist sie darauf, dass man immer den Zyklusstand abfragen muss. Denn zu bestimmten Zeiten könne man ja gar nicht schwanger werden. Ein Kontrazeptivum, drei Tage nach der Periode zu nehmen, sei sinnlos. Sie glaubt, dass Apotheker das ignorieren und den Frauen unnötigerweise ein Hormonpräparat verkaufen würden.
Liebe Frau Seelbach-Göbel, irgendetwas haben Sie oder wir und die Fruchtbarkeitsspezialisten von Clearblue (www. clearblue.de) nicht so richtig verstanden. Clearblue hat sich mit den „Mythen über das Schwangerwerden“ befasst und unter anderem folgenden Mythos ausgegraben:
„MYTHOS: Bei Geschlechtsverkehr während der Periode kann man nicht schwanger werden.
FAKT:
Es ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Sie sind in den
Tagen vor und um den Eisprung fruchtbar. Wenn Ihr Zyklus kurz ist, kann
der Eisprung unmittelbar nach der Periode stattfinden. Dies kann
aufgrund der Lebensdauer der Spermien zu einer Schwangerschaft führen.
Sie sind also zu einem frühen Zeitpunkt des Zyklus, wenn die
Menstruation noch nicht abgeschlossen ist, fruchtbar."
Klingt irgendwie logisch – oder? Und wenn es schon nicht unmöglich ist, durch Geschlechtsverkehr während der Periode schwanger zu werden, dann doch bei Geschlechtsverkehr drei Tage nach der Periode erst recht nicht.
Vor diesem Hintergrund kann man nur hoffen, dass Frauen in einer solchen Situation nicht den Rat bei Frau Seelbach-Göbel und ähnlich vorgebildeten Ärzten suchen, sondern in der Apotheke. Hier werden die Frauen sicher mit einem profunderen Wissen zu den Tücken von Eisprung, Zyklusdauer und Lebensdauer von Spermien beraten. Dabei werden Apotheker möglicherweise öfter als Ärzte zu dem Schluss kommen, dass es auch bei Geschlechtsverkehr kurz nach der Periode sinnvoller ist, das Notfallkontrazeptivum zu nehmen, als Wochen der Angst zu verbringen.
Fakt ist, und da müssen wir Frau Seelbach-Göbel Recht geben, die Zahl der abgegebenen Notfallkontrazeptiva ist gestiegen! Aber sicher nicht, weil die Apotheker nicht fachgerecht beraten, sondern möglicherweise deshalb, weil zu Zeiten der Rezeptpflicht Ärzte die Frauen in Not mangels Zeit und Einfühlungsvermögen gleich ganz verschreckt oder aufgrund von Mythen nicht ausreichend versorgt haben. Aber auch das sind ebenso wilde Spekulationen wie die der Frau Seelbach-Göbel. Warten wir doch einfach einmal ein paar Jahre ab und schauen uns dann die Zahlen an, und zwar nicht nur die der abgegebenen Notfallkontrazeptiva, sondern auch die der Abtreibungen. Möglicherweise sieht dann die Welt ganz anders aus.
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