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Osteoporose-Prophylaxe
Calcium- und Vitamin-D-Präparate ohne Nutzen?
Am heutigen 20. Oktober ist Weltosteoporose-Tag. Er soll auch für Präventionsmöglichkeiten sensibilisieren, beispielsweise mit Vitamin D und Calcium. Doch zwei vor Kurzem im British Medical Journal veröffentlichte Metaanalysen sorgen für Verunsicherung.
Der Weltosteoporosetag soll unter andererm über Präventionsmöglichkeiten aufklären. So empfiehlt der Dachverband Osteologie in seiner DVO-Leitlinie 2014 postmenopausalen Frauen und Männern ab dem 60. Lebensjahr eine tägliche Calcium-Aufnahme von 1000 mg mit der Nahrung. Zu Calcium-Supplementen wird nur geraten, wenn die Zufuhr mit der Nahrung zu gering ist. Zudem wird bei hohem Sturz- und/oder-Frakturrisiko und einer geringen Sonnenlichtexposition zur täglichen Einnahme von 800 bis 1000 IE Vitamin D geraten.
Im British Medical Journal (BMJ) wurden nun zwei Metaanalysen veröffentlicht, die für Verunsicherung sorgen. In ihnen wurde untersucht, welchen Einfluss eine Calcium-Supplementierung oder eine erhöhte Calcium-Aufnahme mit der Nahrung – mit oder ohne Vitamin D – auf die Knochenmineraldichte und die Frakturrate bei 50- und über 50-Jährigen hat. Focus-online titelte daraufhin: „Die Mineralien–Lüge: Darum sollten Sie keine Kalzium-Tabletten schlucken“.
Zusätzliche Calcium-Aufnahme ohne signifikante Auswirkung?
In der Metaanalyse zur Knochenmineraldichte wurden 59 Studien berücksichtigt. Im Schnitt nahmen die Teilnehmer mit der Nahrung 800 mg Calcium pro Tag auf, mit Supplementen um die 1000 mg. Die Knochendichte erhöhte sich auf bis zu 1,8 Prozent nach 2,5 Jahren, unabhängig von der Art der Calcium-Aufnahme und unabhängig von der Vitamin-D-Supplementierung. Die Autoren folgern, dass diese Zunahme der Knochenmineraldichte zu gering ist, um vor Frakturen zu schützen.
In die zweite Metaanalyse zur Frakturrate flossen 48 Studien ein, die Calcium-Aufnahme lag bei 1000 bis 1200 mg täglich. Dabei ließ sich in 26 Studien zeigen, dass eine Supplementierung mit Calcium-Präparaten die Frakturrate geringfügig reduzieren kann. Wurden jedoch nur die Studien mit der geringsten Bias-Wahrscheinlichkeit betrachtet, blieb die Calcium-Supplementierung – mit oder ohne Vitamin D – ohne Einfluss auf die Frakturrate. Lediglich bei gebrechlichen älteren Frauen mit einer geringen diätetischen Calcium- und Vitamin-Versorgung konnte ein signifikant erniedrigtes Frakturrisiko nachgewiesen werden.
Studien gelten nur für Gesunde
Die Studien geben Raum für Interpretationen. Die Firma Sandoz/Hexal betont in einer Stellungnahme gegenüber der DAZ, dass die Ergebnisse dieser Studien aufgrund der ausgewählten Studienkollektive nur für Gesunde gelten können, sowie für solche, die ein allgemeines Osteoporose-Risiko haben. Dabei wird zu bedenken gegeben, dass es sehr viele (weitere) unterschiedliche Risikogruppen für Osteoporose gibt, zu denen die Studien keine Aussagen machen (z.B. andere Vorerkrankungen, medikamentöse Therapie, Sonnenlichtexposition, Rauchen, BMI). Zwei Voraussetzungen für den Sinn der Calcium/Vitamin D-Supplementierungen sind nach Ansicht von Sandoz/Hexal nach wie vor belegt: Die zu geringe Versorgung größerer Teile der Bevölkerung und die Wirksamkeit der Supplementierung in abgrenzbaren, klar definierten Studienkollektiven.
Die Aussagekraft von Reviews, die tausende unterschiedliche individuelle Risikoprofile beinhalten, hält Sandoz/Hexal für den medizinischen Empfehlungsalltag bei diesen beiden Nährstoffen für begrenzt.
1 Kommentar
Sango Koralle
von healthy06 am 07.06.2016 um 21:08 Uhr
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