Glibenclamid

Erhöhtes Krebs-Risiko für Diabetiker?

Remagen - 16.11.2015, 16:15 Uhr

Begünstigt eine längerfristige Glibenclamid -Einnahme das Wachstum von Tumoren? (Bild: vitanovski/ Fotolia)

Begünstigt eine längerfristige Glibenclamid -Einnahme das Wachstum von Tumoren? (Bild: vitanovski/ Fotolia)


Für Diabetiker könnte die Einnahme von Glibenclamid im Vergleich zu anderen Sulfonylharnstoffen mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden sein. Dieser Effekt hat sich in einer Kohortenstudie allerdings erst nach einer Therapiedauer von drei Jahren gezeigt.

Diverse Beobachtungsstudien weisen auf ein erhöhtes Tumorrisiko bei Diabetikern unter der Einnahme von Sulfonylharnstoffen hin. Besondere Verdachtsmomente gibt es für Glibenclamid. Zum einen werden nach dessen Einnahme reaktive Sauerstoffspezies gebildet, zum anderen bewirkt es eine starke Insulin-Ausschüttung, die wiederum das Tumorwachstum fördern könnte.

Kohortenstudie mit Daten von mehr 52.600 Typ-2-Diabetikern

Eine kanadische Arbeitsgruppe wollte nun der Frage auf den Grund gehen, ob die Gefährdung für die ganze Wirkstoffklasse erhöht sein könnte. Sie führten hierzu eine populationsbasierte Kohortenstudie durch und werteten die Daten von 52.600 Typ-2-Diabetikern aus. Diese hatten zwischen 1988 und 2013 Glibenclamid oder einen Sulfonylharnstoff der zweiten Generation (Gliclazid, Gliquidon, Glimepirid bzw. das derzeit in Deutschland nicht zugelassene Glipizid) erhalten.

In einer Follow-up-Periode von mehr als 280.200 Personenjahren wurde bei 4105 Patienten eine Tumorerkrankung diagnostiziert. Dies entspricht einer Inzidenzrate von 14,6 bezogen auf 1000 Personenjahre. Im Vergleich zu den Inzidenzraten für die anderen Sulfonylharnstoffe wird die Erhöhung des Risikos als leicht und statistisch nicht signifikant bewertet.

Bei längerfristiger Anwendung über mehr als drei Jahre ist die Beweislage jedoch deutlicher. Auch die kumulative Gesamtdosis und die Art des Tumors spielen hierbei wohl eine Rolle. So nahm das Risiko für eine Brustkrebs-Erkrankung unter Glibenclamid nach der Analyse stärker zu und für das Auftreten von Lungenkrebs sogar leicht ab.

Wie die neuen Befunde die die Gesamtbewertung des Krebsrisikos unter oralen Antidiabetika einzuordnen sind, lesen Sie in der aktuellen DAZ 46/2015 auf Seite 34.


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