- DAZ.online
- News
- AOK: Verträge auch in ...
Arzneimittel-Rabattverträge
AOK: Verträge auch in der Umsetzung effizient
Die Rabattverträge stehen seit ihren Anfängen in der Kritik – derzeit ist sie wieder besonders laut. Die AOK dagegen pocht auf die Vorteile – sprich die Einsparungen – durch die Verträge.
Der Plusminus-Beitrag zeigte eine Schmerzpatientin, der die Umstellung auf das Rabattarzneimittel ihrer Krankenkasse nicht gut bekommen war: „Ich musste die Dosis erhöhen, weil es einfach nicht lang genug gewirkt hat und Schmerzen waren noch vorhanden. Dann kam noch dazu, dass ich wahnsinnig Juckreiz gekriegt habe“. Ihr Arzt machte nach drei Wochen das Aut-idem Kreuz –in dem Bewusstsein, eine Wirtschaftlichkeitsprüfung und einen Regress zu riskieren, wenn dies zu oft vorkommt. Der Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbands Peter Homann zeigte in dem Beitrag auf, was die Rabattverträge in der Apothekenpraxis bedeuten. Die Quintessenz: „Wir erbringen die Leistung und die Krankenkasse spart das Geld.“ Auch Prof. Gerd Glaeske kommt als Experte zu Wort – diesmal nicht als Apotheken- sondern als Rabattvertragskritiker: „Die Arzneimittelsicherheit muss im Mittelpunkt stehen und darf nicht geopfert werden auf dem Altar von angeblich kostengünstigeren Arzneimitteln über Rabattverträge.“
Schon vor der Sendung hatte die AOK in einer Pressemitteilung verlauten lassen, sie setze weiterhin auf die Rabattverträge. „Wir haben derzeit kein vergleichbar gutes Instrument, um bei garantiert gleich bleibender Qualität der medizinischen Versorgung die Ausgaben zu senken“, sagte Christopher Hermann, Chefverhandler für die AOK-Rabattverträge und Vizechef der AOK Baden-Württemberg. Seit dem Start der bundesweiten Verträge 2007 hätten die AOKs ihre Ausgaben für Generika bereits um eine Milliarde Euro senken können. GKV-weit beliefen sich die Einsparungen bis Ende des Jahres auf geschätzte drei Milliarden Euro.
Die Verträge seien für die AOK nicht zuletzt wegen der minimalen Umsetzungskosten ausgesprochen effizient, betonte Hermann: „Die Kosten für den Abschluss und die Begleitung der Rabattverträge liegen bei weniger als ein Prozent der eingesparten Summe. Ohne die durch die Pharmaindustrie provozierten kostenintensiven rechtlichen Auseinandersetzungen läge der Aufwand im Promillebereich.“ Auch die Apotheken gehen trotz ihres Mehraufwands bekanntlich leer aus und schlagen für die Kassen nicht zu Buche – doch dies lässt Hermann unerwähnt.
Der AOK-Vize erklärte, es gebe keine Unterschiede in der Verträglichkeit von Generika mit und ohne Rabattvertrag. „Mögliche Unverträglichkeiten sind selten, sie können grundsätzlich bei allen Medikamenten auftreten“ – die Lösung ist aus Hermanns Sicht einfach: „Dann verordnet der Arzt eine Alternative und schließt auf dem Rezept den Austausch des verträglichen Präparates aus. Die Therapiefreiheit des Arztes wird durch die Rabattverträge deshalb voll gewährleistet.“ Auf die Regressangst der Ärzte geht er ebenfalls nicht ein.
Dafür kritisiert Hermann kritisierte einzelne Pharmaunternehmen, „die angesichts deutlicher Umsatzeinbußen bei ihren Originalpräparaten Unsicherheit bei Ärzten und Patienten schüren." Dies sei im Fall von Schmerzpatienten besonders unverantwortlich. Der AOK-Vize: „Bei der Zulassung von Generika ist der sogenannte Wirksamkeitskorridor eindeutig festgelegt. Nachahmerpräparate müssen die gleiche Wirkqualität aufweisen. Würde ein Generikum tatsächlich schwächer wirken als das Original, wäre die Arzneimittelaufsicht gefragt und müsste das Mittel vom Markt nehmen." Insbesondere im Bereich der Schmerztherapie gehe es um Millionenmärkte, so Hermann weiter. Als Beispiel nannte er den Wirkstoff Oxycodon zur oralen Dauertherapie schwerer bis sehr schwerer Schmerzen. Obwohl die Zahl der Verordnungen des Originalpräparates Oxygesic seit dem Markteintritt von Generika 2007 gesunken seien, habe sich der Originalhersteller im ersten Halbjahr 2010 mit einem Umsatz von 27,6 Millionen Euro als Marktführer behaupten können. „Eine Tagesdosis des Originals kostet die Krankenkassen 11,63 Euro. Die Preise der Generika-Anbieter bewegen sich dagegen zwischen 8,63 und 5,86 Euro. Die Zahlen belegen, dass Hersteller massives Interesse daran haben, den Austausch ihrer Medikamente gegen Generika zu diskreditieren."
Gegenwärtig sind bei den AOKs 155 Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen unter Rabattvertrag – Partner sind insgesamt 41 verschiedene Unternehmen. Die Verträge decken der Kasse zufolge ein jährliches AOK-Umsatzvolumen von rund 3,8 Milliarden Euro ab. Aktuell läuft das Vergabeverfahren für die inzwischen sechste Tranche der AOK-Rabattverträge – hier wurde jedoch bei einigen der ausgeschriebenen Substanzen ein Nachprüfungsverfahren eingeleitet.
Berlin - 19.01.2011, 11:04 Uhr