Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen

Piraten: Eigeninitiative gefragt

Berlin - 09.05.2012, 09:56 Uhr


Apothekenrelevante Themen sind für die Piraten in NRW noch kein Thema. Diese würden überwiegend bundeseinheitlich geregelt, begründet Achim Müller, Pressesprecher der NRW-Piraten. Gegenüber DAZ.online berichtete er von seinen eigenen kritischen Ansichten und ruft Apotheker zur Eigeninitiative auf.

Müllers persönliche Meinung fußt auf vielen Gesprächen mit seiner Lebensgefährtin – sie ist Apothekerin. Er spricht sich beispielsweise „ganz klar“ für ein Rx-Versandverbot aus: Auf der einen Seite gebe es strenge Regeln an das Arzneimittelrecht, andererseits werde der klassische Postversand zugelassen – für Müller ein Widerspruch. Dabei habe die Vergangenheit gezeigt, dass auch minderwertige Präparate verschickt wurden. Und gerade verschreibungspflichtige Arzneimittel bedürften der Beratung. „Es ist nun einmal etwas anderes, ob man sich bei Amazon einen Film herunterlädt oder ob man sich ein Rx-Arzneimittel bestellt“, so der Pirat. Auch bei Pick-up-Stellen in Drogeriemärkten liegt für ihn das Problem in der fehlenden Beratung: „Fehlende Kontrollen des Vertriebs ermöglichen Missbrauch.“ Und der Apothekennotdienst werde in diesem Zusammenhang überhaupt nicht beachtet.

Den Retaxierungswahn der Krankenkassen bezeichnet Müller als „schlimm“. Besonders, weil er von seiner Lebensgefährtin wisse, aus welchen Gründen teilweise retaxiert werde. Ihn ärgert dabei am meisten, dass die Kassen mit der Patientensicherheit argumentieren. Allerdings stelle sich doch die Frage: „Warum retaxieren sie dann erst nach einem Jahr?“ Eine etwas andere Meinung als seine Lebensgefährtin vertritt Müller jedoch bei der Frage nach der Zukunft des Fremd- und Mehrbesitzverbots. Er versteht natürlich die Argumente und Bedenken der Apotheker und hält die derzeitige Begrenzung auf vier zu führende Apotheken auch für sinnvoll. Dennoch kommen ihm zufolge Apotheker nicht umhin, sich längerfristig auf eine Neuordnung einzustellen: „Man darf die Augen vor der wirtschaftlichen Entwicklung nicht verschließen – unabhängig davon, ob die nun positiv ist oder nicht.“

Warum Apotheker in Nordrhein-Westfalen die Piraten wählen sollten, ist für Müller auch klar: „Weil wir versuchen, uns alle Argumente und Standpunkte vorurteilsfrei anzuhören.“ Die Piraten betrieben keine Klientelpolitik, wie es die FDP zeitweise getan habe, aber „wir versprechen jedem Apotheker, der sich in der Partei einbringen will, zuzuhören – außerdem sind wir eine Mitmachpartei“, so der Aufruf des Piraten. In diesem Punkt sind Ärzte bisher offenbar aktiver als Apotheker. Müller berichtet, Ärzte seien der Piratenpartei häufiger als Apotheker beigetreten, um sich Gehör zu verschaffen und aktiv mitzuwirken.

Im Zuge der NRW-Neuwahlen am kommenden Sonntag hat die DAZ.online-Redaktion Wahlprogramme überprüft und bei den Parteien nachgehakt, wie sie zu apothekenrelevanten Themen stehen. Lesen Sie morgen, was die SPD in NRW über Apotheken denkt.

Bereits online:

Grüne: Beratung statt Sonderangebote

FDP: Keine Rabatte auf Rx-Arzneimittel

Linke: Rolle des Heilberuflers stärken


Juliane Ziegler


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