Apothekenhonorar

Engelen: Statt Protest langfristige Aufklärung

Berlin - 02.08.2012, 12:25 Uhr


Der Vorsitzende des PR-Ausschusses der ABDA, Lutz Engelen, sieht so gut wie keine Chancen, in der verbleibenden Zeit bis zur endgültigen Entscheidung der Bundesregierung über das Apothekenhonorar durch Kampagnen, Kundgebungen oder andere Protestaktionen, Einfluss auf die Höhe der Anpassung zu nehmen. „Ich glaube, dass da nicht mehr viel zu machen ist, ohne dass ich den noch laufenden Gesprächen vorgreifen möchte", sagte Engelen gegenüber DAZ.online.

„Ich glaube, bis zum 10. August bekommen wir da nichts mehr gerettet“, so Engelen weiter. Der Vorsitzende des ehrenamtlichen PR-Ausschusses sieht überdies keinen Sinn in öffentlichen Kundgebungen und Protestaktionen: „Die würden verpuffen, weil die Öffentlichkeit nicht über die wirkliche Lage der Apotheken informiert ist.“ Das Wort von den „Apothekenpreisen“ stecke immer noch in den meisten Köpfen. „Das bringen wir mit Protestaktionen vor dem Reichstag kurzfristig nicht wieder raus. Dafür brauchen wir eine ganze Weile.“

"Jahrelange sehr zögerliche Öffentlichkeitsarbeit"

Engelen bedauert eine jahrelange, sehr zögerliche, distinguierte Öffentlichkeitsarbeit.  „Im Berufsstand  wurde immer wieder gesagt, über Zahlen reden wir nicht öffentlich“, so Engelen. „Aber wer über Honorare reden will, der muss auch über Zahlen sprechen.“ Gott sei Dank habe der neue Kommunikations-Chef Florian Martius damit begonnen, in Hintergrundgesprächen die Publikumspresse über die wahre wirtschaftliche Lage der Apotheken aufzuklären: „Das ist der richtige Weg. Wir müssen überdies klar machen, dass die Apotheker als die Fachleute für Arzneimittel im Gesundheitswesen unverzichtbar sind.“

"Wir brauchen eine höhere Medien- und TV-Präsenz"

Engelen unterstützt die allgemeine Forderung nach einer höheren Medien– und TV-Präsenz.  „Das machen die Ärzte nicht schlecht. Daran müssen wir uns ein Beispiel nehmen. Hierzu werden wir aber erst dann eingeladen, wenn den Redakteuren bewusst ist, dass der Apotheker ein Heilberufler ist und weniger der Kaufmann.“ Außerdem hätten die Apotheker in der Vergangenheit die Spielregeln der politischen Kommunikation besser anders umgesetzt. „Wir Apotheker sind Wissenschaftler, wir analysieren, wir arbeiten mit Fakten.“ Aber es sei falsch gewesen anzunehmen, man könne wie bei den Honorarverhandlungen die Politik mit Fakten überziehen. Es sei jetzt und schon beim AMNOG ein schmerzhafter Prozess gewesen, zu erfahren, dass die „Politik unehrlich mit uns umgeht. Daraus werden wir alle, und ich schließe mich hier nicht aus, lernen müssen.“

Erst wenn die Öffentlichkeit in einer breit angelegten Informationskampagne über die tatsächlichen Aufgaben und Leistungen der Apotheken und die Verantwortung des Gesetzgebers, hierzu die entsprechenden auch wirtschaftlichen Rahmenbedingungen herzustellen, informiert sei, könne man mit kraftvollen PR-Maßnahmen eine wirksame Drohkulisse aufbauen und Politik und Gesellschaft  damit beeindrucken. Diese Aufgabe müsse ABDA-Sprecher Martius jetzt mit Hochdruck voranbringen. Engelen: „Daran arbeitet Herr Martius bereits und ich schätze ihn sehr.“


Lothar Klein