NAV-Virchow-Bund

Impfstoff-Rabattverträge laufen Präventionsstrategie zuwider

Berlin - 17.12.2012, 11:00 Uhr


Die Impfquoten in Deutschland zu erhöhen, ist ein Ziel der Präventionsstrategie der Bundesregierung. Aus Sicht des Ärzteverbandes NAV-Virchow-Bund steht diesen Bemühungen vor allem eines entgegen: Anbietermonopole bei Impfstoffen. Diese müssen „vom Gesetzgeber unterbunden werden“, fordert der Bundesvorsitzende Dr. Dirk Heinrich.

Auch nach den schlechten Erfahrungen in diesem Herbst haben viele gesetzliche Krankenkassen die Versorgung ihrer Versicherten mit Grippeimpfstoffen erneut ausgeschrieben. Es sei unverantwortlich, dass bei den Exklusivverträgen einzig der Aspekt der Kostendämpfung im Mittelpunkt stehe, meint Heinrich. Ein Impfchaos wie das zuletzt erlebte dürfe sich nicht wiederholen.

Da die Impfstoff-Rabattverträge mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz vom Gesetzgeber ermöglicht worden seien, sei es jetzt auch Aufgabe der Politik, hier nachzuregulieren, sagt Heinrich. „Beim langwierigen und komplexen biologischen Produktionsprozess von Impfstoffen, der mitunter eine Vorlaufzeit von einem Jahr beträgt, ist es schon aus technischen Gründen unverantwortlich, allein auf einen Hersteller zu setzen“. Gehe bei der Produktion einer Charge etwas schief und könnten Risikopatienten nicht rechtzeitig immunisiert werden, sei „mit einer erhöhten Sterblichkeitsrate der Bevölkerung zu rechnen“, mahnt der Verbandsvorsitzende. „Das ist ein Skandal“.

Seitens der Kassen ist hingegen zu hören, die neuen Rabattverträge hätten sehr wohl die Versorgung der Versicherten im Blick. Sie gehen davon aus, dass der diesjährige Ausfall von Novartis und seine Folgen eine Ausnahmesituation war, die sich kaum wiederholen wird.

Um das Ziel hoher Immunitätsraten zu erreichen und damit die Bevölkerung bestmöglich vor Ansteckungskrankheiten zu schützen, fordert Heinrich verbindliche Zielvorgaben in der Präventionsstrategie der Bundesregierung: Ein Vorsorgeplan müsse konkrete Impfziele festlegen und die Rahmenbedingungen zu ihrer Erreichung ermöglichen. Dazu gehöre auch, dass die einseitige Kostensenkungspolitik der Kassen untersagt werde.

Bislang heißt es in den Eckpunkten für die Präventionsstrategie nur sehr generell, man werde die „Bedingungen für die Bereitschaft zu Impfungen verbessern“. Konkreteres soll die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung festlegen – unter anderem für diese Aufgabe soll diese zu einem „Nationalen Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung“ ausgebaut werden.


Kirsten Sucker-Sket