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Rabattverträge
Verbände beschreiben Auswirkungen auf Generikaindustrie
Auf ihrer Frühjahrskonferenz 2013 wollen sich die Wirtschaftsminister der Länder mit den Auswirkungen von Rabattvertragsausschreibungen auf die Generikaindustrie in Deutschland beschäftigen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) hat daher die Marktbeteiligten um Mitwirkung gebeten: Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) und Pro Generika machten auf die negativen Effekte des aktuellen Rabattsystems aufmerksam.
Die Rabattverträge haben nach Angaben des BAH großen Einfluss auf das Marktgeschehen genommen. Inzwischen seien gut 70 Prozent aller Generikapackungen im Markt rabattvertragsgeregelt, und 72 Prozent dieses Marktes werden von zehn Herstellern beherrscht (IMS Health). Der Abschluss von Rabattverträgen gleiche für Arzneimittelhersteller eher einem Preisdiktat als einer wettbewerbskonformen und marktgerechten Preisverhandlung, so der BAH: Die Krankenkassen als „geballte Marktmacht“ nähmen teilweise eine „marktbeherrschende Stellung“ ein. Ein Hersteller, der keinen Abschluss erreiche, sei wiederum „innerhalb kürzester Zeit für mindestens zwei Jahre von diesem Markt ausgeschlossen“.
Doch die Entwicklungen des Rabattvertragssystems beträfen nicht nur die Hersteller, mahnt der BAH: Patienten müssten sich laufend auf neue Arzneimittel einstellen – dabei gefährde jeder Medikamentenwechsel die Adhärenz, was wiederum zu einem erhöhten Ressourcenverbrauch führe. Zudem komme es vor, dass Arzneimittel nicht oder in nicht ausreichender Menge verfügbar seien. Der Druck auf die pharmazeutischen Unternehmen, die Kosten so stark wie möglich zu senken, „führt unweigerlich zu Konzentrationsprozessen in Beschaffung und Produktion“, erklärt der Verband. International seien Oligopolisierungsprozesse so weit fortgeschritten, dass generische Wirkstoffe „nahezu ausschließlich“ außerhalb Europas (China und Indien) hergestellt würden.
Pro Generika verweist darüber hinaus auf steigende Kosten: Dem Umsatz auf Unternehmensseite stünden immer höhere administrative Aufwendungen für Zulassung, Produktion, Qualitätsüberwachung sowie durch zusätzliche Pharmakovigilanzvorschriften gegenüber. Auch die unternehmerischen Kosten für die Ausschreibungen selbst nähmen zu: Wurden im Jahr 2010 noch 987 Rabattverträge ausgeschrieben, waren es 2012 bereits 1.988 – diese hohe Anzahl und die unterschiedlichen Ausschreibungsmodalitäten „binden enorme personelle Ressourcen“.
Letztlich fordern die Verbände ein Gleichgewicht im Arzneimittelmarkt – und zwar zwischen Preis, Qualität und Lieferfähigkeit. Das Festbetragssystem solle „weiterentwickelt und optimiert sowie eine konsequente Deregulierung angestrebt werden“, so der BAH. Und auch Pro Generika betont, Wettbewerb und Versorgungssicherheit bedürften einer Anbietervielfalt – doch alle verfügbaren Studien wiesen darauf hin, dass das Rabattvertragssystem zu einer beschleunigten Marktverengung und einer geringeren Anbietervielfalt führe. Insoweit gefährde das bestehende Rabattvertragssystem die Grundlagen einer nachhaltigen Arzneimittelversorgung in Deutschland.
Berlin - 19.02.2013, 10:39 Uhr