Private Krankenversicherung

PKV-Chef für niedrigere Versicherungspflichtgrenze

Berlin - 23.07.2013, 11:56 Uhr


Als neuer Vorsitzender des PKV-Verbands ist Uwe Laue selbstverständlich vom dualen Krankenversicherungssystem überzeugt. Auf eine Bürgerversicherung umzuschwenken, würde die Qualität der Versorgung eher verschlechtern, erklärt er im Interview mit dem „Handelsblatt“. Er wünscht sich noch mehr privat Versicherte – etwa durch eine deutliche Senkung der Versicherungspflichtgrenze.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass das duale System aus privater und gesetzlicher Versicherung das Gesundheitssystem insgesamt besser gemacht hat, als es ohne diesen Systemwettbewerb wäre“, so Laue im „Handelsblatt“. Käme die Bürgerversicherung, wie sie SPD, Grüne und Linke verfolgen, müssten Ärzte auf die höheren Honorare für privatärztliche Behandlung verzichten. In der Folge würden in kürzester Zeit 30.000 Arztpraxen geschlossen – bei rund 140.000 Praxen ein „gewaltiger Einbruch“, so Laue. Auch für die Versicherer käme es hart. Der PKV-Chef verweist auf eine im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung erstellte Studie, der zufolge allein in der Versicherungswirtschaft rund 70.000 Jobs zerstört würden.

Ein Imageproblem der PKV kann Laue nicht erkennen. Über 90 Prozent der Kunden seien mit der Leistung der privaten Versicherer zufrieden oder sehr zufrieden. Es gebe auch keine Abwanderungswelle in die GKV. Im Gegenteil – Laue zufolge wollen 29 Prozent der GKV-Versicherten in die PKV wechseln, also über 20 Millionen Menschen. In der Vergangenheit seien pro Jahr 200.000 bis 240.000 zu den Privaten gewechselt. 2012 waren es weniger, was Laue auch mit Sonderfaktoren begründet. So hätten einige große Unternehmen das Angebot an Billigtarifen eingestellt. Sie verzichteten damit bewusst auf ein ganzes Marktsegment. Nicht zu Unrecht, wie Laue meint: „Die Billigtarife waren ein großer Fehler“ – jedenfalls, wenn sie bei kleinen Solo-Selbstständigen beworben wurden, etwa für 79 Euro. Zu diesem Betrag lasse sich kein privater Krankenversicherungsschutz organisieren. Doch aus diesem Fehler hätten die Versicherer gelernt.

Für Laue würde es zu einem fairen Wettbewerb gehören, dass nicht nur Beamte, Selbstständige und Besserverdiener privat versichert sein dürfen. Schließlich sei die gesetzliche Versicherung ursprünglich nur für besonders Schutzbedürftige eingeführt worden – und das sollte auch heute noch gelten. „Ich glaube nicht, dass 90 Prozent der Bürger schutzbedürftig sind“, sagt Laue. „Ich bin daher sehr dafür, die Versicherungspflichtgrenze deutlich zu senken und so mehr Menschen die freie Wahl zu geben“. Wo diese Grenze liegen soll, müsse der Gesetzgeber entscheiden. Heute ist sie bei einem jährlichen Brutto-Arbeitsentgelt von 52.200 Euro angesiedelt. Laue verweist lediglich auf das Durchschnittseinkommen für Vollzeit-Arbeitnehmer. Dieses liege bei über 40.000 Euro im Jahr.

Uwe Laue hat den PKV-Vorstandsposten am 1. Juli 2013 von Reinhold Schulte übernommen. Er ist seit 2002 Vorstandsvorsitzender der Debeka Versicherungen und seit 2004 stellvertretender Vorsitzender des PKV-Verbandes.


Kirsten Sucker-Sket


Das könnte Sie auch interessieren

Rückgang der PKV-Vollversicherungen – Zusatzversicherungen sorgen für mehr Neukunden

Weniger Privatversicherte im letzten Jahr

Versicherungs-Vision

Bahr will PKV für alle öffnen

Private Krankenversicherung

Spahn-Schelte: PKV in der Krise

Erstattung der Hochdosis-Grippeimpfung

Zahlen auch private Krankenversicherungen Efluelda?

WIdO zur „Krankenversicherung der Zukunft“

Gemeinsames Wettbewerbssystem für GKV und PKV