Brandenburg zur Leitbilddebatte

Dobbert: Wenig geschafft in 21 Jahren

Rheinsberg - 07.04.2014, 17:30 Uhr


Anlässlich einer Fortbildung der Landesapothekerkammer und des Landesapothekerverbands Brandenburg am vergangenen Wochenende hat Kammerpräsident Jens Dobbert seine Kritik an der Leitbilddebatte erneuert. Er erinnerte an bereits im Jahr 1993 von der ABDA aufgestellte, aber bis heute nicht erreichte Forderungen. Die Ähnlichkeit zur heutigen Debatte macht den rebellischen Kammerpräsidenten nicht zuversichtlicher.

Im Jahr 1993 hatte die ABDA Thesen zur zukünftigen Positionierung der Apotheker veröffentlicht. Zum einen ging es um die Qualität und Sicherheit durch die Auswahl wirkstoffgleicher Arzneimittel durch Apotheker, die mithilfe der „ApoCard“ dokumentiert werden sollte. Zum anderen wurde gefordert, dass die Arzneimitteltherapie hinsichtlich Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität durch Pharmaceutical Care optimiert werden solle. „Um diese zukunftsweisenden Aufgaben möglichst bald anzugehen, sind Modellversuche zügig zu beginnen und wissenschaftlich zu begleiten“, hieß es laut Dobbert schon damals in den ABDA-Thesen.

Doch was ist daraus geworden? Die damals geforderte „ApoCard“ sei die heutige Kundenkarte in Apotheken – die vor allem als Rabattkarte zum Einsatz kommt, so der Kammerpräsident. Die berufspolitischen Aktivitäten der letzten 21 Jahre hätten es nicht geschafft, der Politik klar zu machen, was mit der „ApoCard“ erreicht werden sollte. Und was damals „Pharmaceutical Care“ hieß, nenne man jetzt Medikationsmanagement – ansonsten sei hier in zwei Jahrzehnten ebenfalls nur wenig geschehen. Der Glaube, dass dies nun anders werden soll, fällt Dobbert sichtlich schwer: „Aus der zügigen Umsetzung von Modellversuchen ist nach 21 Jahren in Sachsen und Thüringen mit der AOK plus ein Pilotprojekt mit Namen ARMIN gestartet. In drei Jahren sollen die Ergebnisse auf dem Tisch liegen“. Ob es die erhofften sind, müsse man sehen.

Auch das gesamte Prozedere der Leitbilddiskussion sieht Dobbert nach wie vor skeptisch. Die Endfassung des Fragebogens, den Apotheker im Zuge der Online-Diskussion beantworten konnten, sei nicht von der Arbeitsgruppe „Leitbild“ abgesegnet worden, sondern von Sprachwissenschaftlern, kritisierte er. Schon in seinem offenen Brief an die ABDA vom 13. Februar habe er den Fragebogen moniert, da ihm für den Berufsstand wichtige Punkte fehlten. Die Ergebnisse dieser Befragung haben Kammer und Verband nun zur weiteren Auswertung erhalten. Nicht zuletzt wegen der detaillierten Vorgaben zum weiteren Vorgehen fühle er sich, als sei er „auf der Waldorfschule“, so Dobbert. Der „Höhepunkt“ sei die Vergabe von Smileys und Neutralos (also nicht lachende „Smileys“), um einzelne Antworten zu gewichten. „Wir in Brandenburg sind dem Waldorfkonzept nicht gefolgt, sondern haben die Kollegen aufgefordert, nach Potsdam zu kommen, um gemeinsam eine Brandenburger Position zu erarbeiten“, erklärte Dobbert. Dieser Bitte seien 20 Kollegen nachgekommen. Die Ergebnisse wurden an Cyrano weitergeleitet.

Auch auf den Apothekenbus, der im Wahlprogramm der brandenburgischen SPD auftaucht, kam Dobbert zu sprechen – und erteilte ihm eine klare Abfuhr: „Im Land Brandenburg gibt es keine weißen Flecken.“ Jeder Patient werde bis in den letzten Zipfel des Landes versorgt. Zudem verwies er auf eine Modellregion, in der ein Patientenbus die Patienten in die Arztpraxis fuhr. Das Pilotprojekt sei wegen mangelnder Beteiligung eingestellt worden. Gleiches vermute er auch bei einem Apothekenbus.


Annette Lüdecke


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