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Wechselwirkungen
„Laumann schlägt Alarm“
Staatssekretär Karl-Josef Laumann macht im Hinblick auf das von Gesundheitsminister Hermann Gröhe angekündigte E-Health-Gesetz Druck. Das Problem unerwünschter Neben- und Wechselwirkungen sei ohne eine funktionierende elektronische Gesundheitskarte nicht zu lösen, betont er in der „Welt“. Es sei „zwingend notwendig“, dass dort auch Medikationsdaten abgespeichert werden. Doch viele wollten offenbar nicht, dass mehr Transparenz im Gesundheitswesen geschaffen werde.
Unter dem Titel „Wenn Ärzte lebensgefährliche Cocktails mixen“ nimmt sich die „Welt“ heute dem Thema Wechselwirkungen an. Sie seien nicht nur ein Gesundheitsrisiko für die Patienten, sondern für das Gesundheitssystem „ein rasanter Kostentreiber“. Als eines der Probleme macht „Gerd Glaeske, Professor für Arzneimittelversorgung“ aus, dass Patienten ihre Arzneimittel oft nicht korrekt dosieren – entweder weil „Ärzte und Apotheker nicht klar genug auf die Bedeutung der individuellen Dosierung hinweisen“ oder weil Patienten sich nicht an die Vorgaben hielten. Zudem stimmten sich Ärzte untereinander zu wenig ab – und „auch in der Apotheke wird viel zu selten die Chance genutzt, die Vielzahl von Medikamenten zu ordnen und gegebenenfalls auch, zusammen mit den verordnenden Ärzten, Arzneimittel aus dem Mix auszusortieren“.
Daher fordert Laumann Krankenkassen und Ärzte auf, „nach jahrelanger Verzögerung endlich den Weg frei zu machen für eine voll funktionsfähige elektronische Versichertenkarte, die sämtliche Medikamente des Patienten speichern und in einem weiteren technischen Schritt auch Wechselwirkungen anzeigen kann“. Nach Meinung des Patientenbeauftragten liegt es „an der Ignoranz des Systems“, dass das Projekt nicht vorankommt. Viele wollten offenbar nicht, dass mehr Transparenz geschaffen werde. „Wir brauchen ein schnelleres Tempo, klare Umsetzungsfristen und verbindliche Finanzierungsvereinbarungen“, erklärt Laumann gegenüber der „Welt“. Abhilfe werde das E-Health-Gesetz schaffen.
Der Beitrag verweist zudem auf die Arzneimittelinitiative ARMIN – mit einer erstaunlichen Begründung für das Modellprojekt: „Da mit einer multifunktionalen Gesundheitskarte voraussichtlich nicht vor 2018 zu rechnen ist, versuchen Kassenärzte ein Modellprojekt zur Vernetzung mit Apothekern, das zum Jahreswechsel in Sachsen und Thüringen anläuft – gegen Sondervergütung. Dann sollen Ärzte und Apotheker in enger Abstimmung für ihre Patienten umfassende Medikationspläne erstellen und überwachen, in denen auch Einnahmegewohnheiten erfasst werden.“
Man wünsche sich, erklärt dann KBV-Sprecher Roland Stahl, dass das Projekt auch bundesweit zum Einsatz komme. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt kommt im Beitrag ebenfalls zu Wort: Angesichts des zunehmenden Problems fordere die Apothekerschaft ein systematisches Medikationsmanagement, bei dem die gesamte Medikation eines Patienten inklusive der verordneten Arzneimittel dauerhaft erfasst, analysiert und nötigenfalls korrigiert werde. Funktionieren könne ein solches aber nur, wenn es eine saubere Datenbasis und ein Miteinander der beteiligten Heilberufe gebe.
Berlin - 29.09.2014, 09:54 Uhr