Arzneimittelexporte aus Spanien

Importeure werfen PEI Irreführung vor

Berlin - 28.11.2014, 09:53 Uhr


Der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands hat dem PEI vorgeworfen, in seiner letzten Mitteilung zur Situation in Spanien irreführende Informationen verbreitet zu haben. Missverständliche und zum Teil falsche Formulierungen in der Meldung seien geeignet, Apotheker und Patienten vorschnell zu verunsichern.

Fakt sei, dass nach Angaben der spanischen Behörde (AEMPS) bisher keine Manipulationen von illegal gehandelten Arzneimitteln bekannt geworden seien. Insofern ist bereits die Überschrift falsch und irreführend, so der VAD. Zudem gebe es in Spanien keine staatliche Subventionierung von Arzneimitteln. „Der erzeugte Eindruck, dass mit spanischen Steuermitteln mitfinanzierte Arzneimittel ins Ausland verbracht wurden, ist falsch“, betont der VAD.

VAD: Dual Pricing ist europarechtswidrig

Tatsächlich erheben Hersteller in Spanien einen günstigeren Inlandspreis und einen höheren Preis für exportierte Produkte. Das als Dual Pricing bekannte Procedere ist nach Auffassung des VAD europarechtswidrig und Gegenstand laufender Beschwerdeverfahren vor der EU-Kommission und spanischen Gerichten. Da aber als Folge des Dual Pricing Apotheken günstiger als Großhändler einkaufen könnten, gebe es einen Rückverkauf von Apotheken an Großhändler. Das sei auch in Deutschland in Marktsegmenten gängige Praxis, in denen Apotheker günstiger als Großhändler einkaufen können, etwa bei Generika und OTC-Präparaten.

Dieser Handel zwischen Apotheken und Großhändlern bedinge keinerlei Sicherheitsgefährdungen, da sowohl Apotheken wie Großhändler gleichermaßen Fachleute im Umgang mit Arzneimitteln seien. „Mit Arzneimittelfälschungen hat dieser Handel rein gar nichts zu tun“, so der VAD. Die Mitgliedsfirmen des VAD hätten ihre Arzneimittel ausschließlich von lizensierten Großhändlern bezogen, die nicht auf der Liste der Ermittlungsbehörden stünden. Diese Arzneimittel wären jedoch selbst dann legal bezogen worden, wenn sie aus Rückkäufen bei spanischen Apotheken stammen würden. Es bestehe daher keinerlei Anlass, Apotheker und Patienten „vorsorglich“ zu verunsichern.

Rund 200 Apotheken in illegalen Handel involviert

Wie das PEI unter Berufung auf die AEMPS mitteilte, wurden staatlich subventionierte Arzneimittel von Apotheken, die diese in Spanien ausschließlich an Patienten abgeben dürfen, zum Teil über Scheinfirmen an Großhändler verkauft. Diese hätten die Arzneimittel dann an andere Großhändler in anderen Ländern weiter verkauft – über den Parallelhandel gelangten die Präparate auch nach Deutschland. Es könne aber noch nicht abgeschätzt werden, in welchem Ausmaß dies geschehen ist. Möglicherweise, so das PEI, haben spanische Großhändler auch direkt staatlich subventionierte Arzneimittel, die sie von den Originalherstellern für den spanischen Markt bezogen haben, ins EU-Ausland verkauft.

Nach derzeitigen Erkenntnissen sind rund 200 Apotheken und einige Großhändler in den illegalen Handel mit Arzneimitteln involviert. Die spanische Zulassungsbehörde will weitere Informationen zu den illegal gehandelten Arzneimitteln zur Verfügung zu stellen, sobald es die laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zulassen.


Lothar Klein