Europäische Arzneimittel-Agentur

Wie geht es weiter mit Guido Rasi?

Remagen - 02.12.2014, 18:20 Uhr


Aufregung bei der EMA in London. Mitte November war deren Direktor Guido Rasi durch eine Gerichtsentscheidung quasi seines Amtes enthoben worden. Nun hat der Verwaltungsrat der Agentur bei einer außerordentlichen Sitzung in Rom beschlossen, dass der zwischenzeitlich mit der EMA-Leitung betraute Vertreter die Geschäfte weiterführen soll bis das neue Auswahlverfahren abgeschlossen ist.

Wie kam es zu dieser misslichen Situation? Das Verfahren war Anfang Januar 2012 durch einen Mitbewerber ausgelöst worden, der Einspruch erhoben hatte, weil die Kommission ihn nicht in die Auswahlliste für das Amt aufgenommen hatte. Am 13. November 2014 hat das Gericht für den öffentlichen Dienst der EU das Ernennungsverfahren für den italienischen Direktor der Agentur dann tatsächlich für unrechtmäßig erachtet. Als Begründung wurde ein Formfehler der Kommission bei der Annahme der Auswahlliste der potenziellen Kandidaten angeführt. Mit der Nichtigkeit der Auswahlliste war die Entscheidung des Verwaltungsrates vom Oktober 2011, Rasi aus der Liste zum EMA-Direktor zu küren, ebenfalls nichtig.

Professor Sir Kent Woods, Vorsitzender des Verwaltungsrates der EMA hatte das Ergebnis seinerzeit so kommentiert: „Ich nehme die heutige Entscheidung des Gerichts für den öffentlichen Dienst der Europäischen Union mit Bedauern zur Kenntnis. Es ist wichtig zu bedenken, dass es bei dem Urteil um eine reine prozessuale Formalität geht, und nicht um Guido Rasis Kompetenz oder Fähigkeit, die Agentur zu führen. Das hat er seit November 2011 erfolgreich getan.“

Im Nachgang zu dem Urteil wurde dann der stellvertretende EMA-Direktor, der Deutsche Andreas Pott, mit der Führung betraut. Er leitet bereits seit dem Jahr 2000 die Verwaltung der EMA und war vor der Ernennung Rasis schon einmal Interimsdirektor der Agentur. Die Europäische Kommission hat angekündigt, in Kürze ein neues Bewerbungsverfahren zu eröffnen. Woods wurde darum gebeten, auszuloten, wie Guido Rasi die Agentur in den kommenden Monaten am besten unterstützen kann, denn sein Vertrag läuft weiter.


Dr. Helga Blasius