Medizinische Nutzung von Cannabis

Indikation für Sativex ausweiten

Berlin - 05.02.2015, 15:14 Uhr

Sativex – ein Extrakt aus Cannabis sativa – sollte für mehr Patienten zugänglich werden, meinen Montgomery und Lauterbach. (Foto: stokkete/Fotolia)

Sativex – ein Extrakt aus Cannabis sativa – sollte für mehr Patienten zugänglich werden, meinen Montgomery und Lauterbach. (Foto: stokkete/Fotolia)


Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, unterstützt den Vorstoß der Drogenbeauftragten, Cannabis mehr schwerkranken Patienten als Arzneimittel zur Verfügung zu stellen: „Die Bundesärztekammer hat bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass eine Therapie mit cannabinoidhaltigen Arzneimitteln für bestimmte Patienten sinnvoll sein kann.“ Das auf dem Markt befindliche Präparat Sativex® solle mehr Patientengruppen zugutekommen – das findet auch der SPD-Politiker Karl Lauterbach.

Von cannabinoidhaltigen Arzneimitteln, so Montgomery, könnten etwa Patienten mit neurologischen Krankheiten wie Multipler Sklerose (MS) mit spastischen Schmerzen profitieren, aber auch solche, die unter mehreren Symptomen wie Schmerzen, Appetitmangel, Übelkeit und Depressivität leiden. Bereits seit Mai 2011 ist mit Sativex® ein cannabinoidhaltiges Fertigarzneimittel auf dem deutschen Markt zugelassen – allerdings nur als Add-on-Therapeutikum für MS-Patienten zur Verbesserung der MS-induzierten Spastik. Grundsätzlich, so Montgomery, wäre die Zulassung von cannabinoidhaltigen Arzneimitteln auch für andere Indikationen „sinnvoll und wünschenswert“. Er schlägt vor, eine Expertengruppe zu berufen, die Empfehlungen zur zulassungsüberschreitenden Anwendung von Arzneimitteln auf Basis von Cannabis erstellt.

Größte Vorsicht mahnt Montgomery hingegen bei ungeprüften Cannabiszubereitungen an. Denn hier variiere der Wirkstoffgehalt, dessen Konstanz eine grundlegende Voraussetzung für eine gezielte und sichere Pharmakotherapie sei. Außerdem seien Art und Umfang von Kontaminationen, beispielsweise durch Pilze, Schwermetalle oder Pestizide, nicht bekannt. „Eine Legalisierung des Besitzes und der Anbau für den medizinischen Eigenbedarf sind deshalb nicht zielführend“, meint der BÄK-Präsident.

Lauterbach: Apotheke soll kein Coffeeshop werden

Marlene Mortler (CSU), Drogenbeauftragte der Bundesregierung, hatte gestern in einem Interview mit der „Welt“ angekündigt, noch dieses Jahr ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das dafür sorgt, dass Cannabis als Medizin mehr Menschen zur Verfügung steht und die Krankenkassen für die Kosten aufkommen. Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn zeigten sich hierfür offen. Der Koalitionspartner trägt das Vorhaben ebenfalls mit. So sagte Karl Lauterbach der Rhein-Neckar-Zeitung: „Wir sollten verstärkt dazu übergehen, für Patienten mit chronischen Schmerzen Cannabisprodukte bereit zu stellen. Sie sollten in jeder Apotheke zu haben sein.“

Gerade für Patienten mit schweren chronischen Schmerzen und Krebskranken im terminalen Stadium könnten Präparate mit Cannabis eine „gute Hilfe“ sein. Cannabis für alle auf Rezept will Lauterbach allerdings nicht: „Wir wollen die Apotheke nicht zum Coffeeshop machen. Es muss klar sein, in welcher Dosis Cannabis verabreicht wird. Die Produkte müssen zugelassen, sicher und verträglich sein, so wie jedes andere Medikament auch.“ Wie Montgomery spricht sich Lauterbach dafür aus, die Indikation von Sativex® auszuweiten. „Das würde auch anderen Herstellern den Anreiz bieten, Konkurrenzprodukte auf den Markt zu bringen. Da ist nicht der Bundestag gefragt, sondern der Gemeinsame Bundesausschuss und die Krankenkassen.“


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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