AOK-Krankenhausreport

Viele Tote durch Behandlungsfehler

Berlin - 21.01.2014, 13:29 Uhr


In geschätzt 190.000 Fällen jährlich verursachen Behandlungsfehler in Deutschlands Krankenhäusern gesundheitliche Schäden bei Patienten. Rund 19.000 Todesfälle gingen laut dem neuen AOK-Krankenhausreport auf solche Fehler zurück. Die Zahl der vermeidbaren Zwischenfälle liegt danach noch höher: Zwischen 360.000 und 720.000 Mal passierten pro Jahr Dinge, die nicht passieren sollten.

Zu den Problemen zählen laut der Studie Fehler bei der Medikamentengabe oder mangelnde Hygiene. Auch im Operationssaal könnten Patienten demnach nicht immer auf einen optimalen Ablauf vertrauen. Oft böten Krankenhäuser Operationen an, obwohl sie vergleichsweise wenig Erfahrung in den jeweiligen Bereichen hätten. Die Experten riefen zu mehr Spezialisierung auf: Wenn eine Klinik einen Eingriff besonders häufig durchführe, seien die Ergebnisse auch besser. Mit der Routine wachse der Behandlungserfolg.

Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery, äußerte Zweifel, dass es der AOK wirklich um die Sache geht: „Vielmehr handelt es sich wohl um das durchsichtige politische Manöver, das Thema mit Negativschlagzeilen zu besetzen.“ Jeder Fehler sei ein Fehler zu viel, gleichwohl bewege sich die Zahl der Behandlungsfehler im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Behandlungsfälle im Promillebereich. „Es wäre deshalb sehr bedauerlich, wenn die AOK das Thema Patientensicherheit erneut missbraucht, um dem Thema ‚Pay for Performance‘ eine kassenseitige Wendung zu geben“, mahnt Montgomery.

„Menschen machen Fehler, auch in Krankenhäusern“, erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jens Spahn – wichtig sei, daraus zu lernen. Er plädierte für eine neue Fehlerkultur. „Patienten, Pfleger und Ärzte profitieren, wenn Fehler nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden.“ Das Patientenrechtegesetz sei ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Die Koalition plane darüber hinaus die Gründung eines Instituts, um alle notwendigen Daten rund um die Behandlung im Krankenhaus und beim Arzt zusammenzuführen, auszuwerten und zu veröffentlichen. „Die Qualität der Behandlung muss für Patienten transparent und besser nachvollziehbar sein.“

Die Studie der AOK zeige, dass die Qualität in den deutschen Krankenhäusern noch weiter verbessert werden könne, befand die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Hilde Mattheis. Damit Patienten sich darauf verlassen könnten, dass sie im Krankenhaus nach dem neusten medizinischen Stand und in bester Qualität behandelt werden, „wollen wir sehr schnell eine Qualitätsoffensive gemeinsam mit den Krankenhäusern starten“. Die Qualitätsverbesserungen in den Krankenhäusern müsse jetzt schnell angegangen werden – im Interesse der Patienten, aber auch im ureigenen Interesse der Krankenhäuser selber, weil jeder vermiedene Behandlungsfehler Geld spare.


dpa/DAZ.online