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Österreich diskutiert
Medikamentenabgabe in Arztpraxen?
In Österreich wird darüber diskutiert, ob Ärzte Medikamente abgeben dürfen sollen: Die Österreichische Ärztekammer arbeitet bereits einen Plan zur beschränkten Arzneimittelabgabe aus, berichten zahlreiche österreichische Medien. „Es gibt ein fertiges Konzept“, bestätigte der Präsident der Ärztekammer Niederösterreich, Christoph Reisner. Die Apotheker sind gegen diesen Vorstoß.
Der neue Plan läuft den Berichten zufolge unter dem Titel „Dispensierrecht für Ärzte“ und wurde in der letzten Bundeskuriensitzung der niedergelassenen Ärzte bereits beschlossen. Jeder niedergelassene Arzt soll danach das Recht bekommen, 20, 30 oder 40 verschiedene Medikamente direkt an seine Patienten abgeben zu können, erklärt Reisner laut Medienberichten. Für bestimmte Fachärzte soll es eigene Listen geben. Der ärztliche Standesvertreter will den Plan als Ergänzung, nicht als Konkurrenz zu öffentlichen Apotheken oder ärztlichen Hausapotheken in ländlichen Regionen verstanden wissen.
„Damit könnte man die Apothekenspanne ersparen und das System verbilligen“, erklärte Reisner laut „derStandard“. Das Honorar der freiwillig teilnehmenden Ärzte solle nicht auf dem Umsatz beruhen, sie sollten vielmehr „für die Dienstleistung ein Honorar“ (Lagerhaltung, Logistik, Beratung und Service) erhalten. So werde die Gefahr vermieden, dass Rabattgeschäfte einreißen könnten oder nur das verschrieben werde, was entsprechend Gewinn bringe. Von wem die Ärzte die Medikamente bezögen, müsse noch geklärt werden, erklärte Reisner weiter. Jedenfalls sei der Plan umsetzbar, am österreichischen Apothekengesetz müsse dafür nur „ganz wenig“ geändert werden.
Bei der Apothekerkammer Niederösterreich hält man nichts vom Vorstoß der Ärzte. In Österreich sei die Abgrenzung klar geregelt, erklärt Martin Hochstöger, Präsident der Apothekerkammer Tirol, in einer Mitteilung der Österreichischen Apothekerkammer: Diagnose und Therapie durch Ärzte, Medikamentenabgabe durch Apotheken. Wieso Mediziner jetzt die Aufgaben der Apotheker übernehmen und Medikamente verkaufen wollten, sei aus gesundheitspolitischer Sicht nicht nachvollziehbar. Das sei ein „Systemwechsel, der nichts brächte und zulasten der Patienten ginge“ – letztlich würde dadurch die flächendeckende Versorgung mit Apotheken im Land gefährdet.
Schweizer Kantone dienten den Ärztekammerfunktionären angeblich als Vorbild für ihre Pläne. „Die Schweiz ist jedoch ein denkbar unglückliches Vorbild“, mahnt Hochstöger. Die ärztliche Medikamentengabe habe dort deutliche Mehrkosten für die öffentliche Hand verursacht. Dafür verweist er auf eine Untersuchung der Universität Bern aus dem Jahr 2013, nach der der Medikamentenverkauf durch Ärzte die Medikamentenkosten pro Patient um 30 Prozent und die Behandlungskosten um 20 Prozent erhöht haben soll. Zudem sei das Schweizer Gesundheitssystem ganz anders organisiert, erklärt Hochstöger weiter – dort übernähmen Apotheker auch ärztliche Tätigkeiten, wie etwa das Impfen.
Berlin - 17.03.2014, 09:49 Uhr