Umstrittene Tests

Stiftung Warentest in der Kritik

Berlin - 05.05.2014, 09:10 Uhr


Die Stiftung Warentest gerät unter Druck: Unabhängige Wissenschaftler und Politiker äußern zunehmend Bedenken gegenüber der Arbeitsweise des Verbrauchermagazins, berichtet „Die Welt“. Die Testergebnisse würden teilweise zu sehr aufgebauscht und verunsicherten damit Verbraucher.

„Aus bislang kaum bekannten Dokumenten geht hervor, dass es nicht nur im Fall von Ritter Sport im vergangenen Dezember Zweifel an der Institution gibt“, heißt es auf „welt.de“. Warentest hatte für die Vollnussschokolade ein „Mangelhaft“ vergeben, weil das angegebene „natürliche Aroma“ angesichts des chemisch hergestellten und beigemischten Aromas Piperonal „Verbrauchertäuschung“ sei. Zweifel gibt es unter anderem auch an einem Testergebnis für einen Babygreifring: Während unabhängige Tester ein Stück Gummischnur im Innern des Spielzeugs als nur theoretische Gefahr einstufen, ist es laut Warentest „lebensgefährlich“, weil krebserregend. Bei Adventskalendern warnte die Stiftung vor Mineralöl in der Schokolade.

„Problematisch kann es sein, wenn die Stiftung ihre Testergebnisse so kommuniziert, dass diese zu vermeintlichen Gesundheitsrisiken aufgeblasen werden“, erklärt der Vizepräsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Reiner Wittkowski, in dem Bericht. Die Stiftung schüre „Ängste unter den Verbrauchern, die teils völlig unberechtigt sind“, ergänzt der wissenschaftliche Leiter des Hamburger Umweltinstituts, Michael Braungart.

Kritik kommt auch aus der Politik: Der saarländische Verbraucherschutzminister Reinhold Jost (SPD) mahnt dem Bericht zufolge mehr Transparenz über das Zustandekommen von Testergebnissen an: „Wenn Wächter wie die Stiftung Warentest hohe moralische Maßstäbe anlegen, müssen sie diese auch gegen sich anlegen lassen.“

Wissenschaftler, Politiker und Hersteller kritisieren laut „Welt“ insbesondere, dass die Stiftung ihren Urteilen zuweilen Schadstoff-Grenzwerte zugrunde lege, die deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen. Dies mache sie aber nicht immer ausreichend deutlich. Die Stiftung selbst argumentiert wiederum, mit diesen hohen Testanforderungen entspreche sie dem Willen des Verbrauchers – viele gesetzliche Grenzwerte seien zu lasch. BfR-Vizepräsident Wittkowski hält dem entgegen, es sei „nicht Aufgabe der Stiftung“, sich für die Absenkung geltender Grenzwerte einzusetzen.


Juliane Ziegler