Kammer-Testkäufe in Bayern

Rezepturherstellung auf dem Prüfstand

Berlin - 20.05.2014, 15:25 Uhr


Nicht nur die Stiftung Warentest führt Testkäufe in Apotheken durch, auch einige Apothekerkammern überprüfen die Beratungsqualität – unter anderem die Bayerische Landesapothekerkammer. Die getesteten Apotheken sollten unter anderem eine Rezeptur herstellen: 94 von 1065 Apotheken verweigerten dies. Die Testkäufe der Kammer stoßen allerdings nicht uneingeschränkt auf Begeisterung.

Die hergestellten Rezepturen wurden vom Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) auf Identität, Gehalt und Wirkstoffverteilung geprüft. Der Gehalt durfte dabei nicht mehr als zehn Prozent vom Sollwert abweichen. Um die Wirkstoffverteilung zu bestimmen, nahm das ZL mehrere Proben aus der Rezeptur – diese durften nicht mehr als fünf Prozent vom Mittelwert abweichen. Von den 971 Rezepturen wurden 140 beanstandet (14,4 %): 119 Rezepturen wiesen eine fehlerhafte Einwaage und zwölf Rezepturen eine mangelhafte Wirkstoffverteilung auf. Acht Rezepturen fielen sowohl durch die Gehalts-, als auch durch die Wirkstoffverteilungsprüfung. Eine Apotheke verwendete einen falschen Wirkstoff.

Beim Testszenario zur OTC-Beratung bei Husten berieten von 599 Apotheken neun Prozent „umfassend“ und ein knappes Viertel „angemessen“ (24 %). Die Hälfte der getesteten Apotheken erzielte das Ergebnis „verbesserungswürdig“ (55 %), zwölf Prozent lieferten sogar eine „stark verbesserungswürdige“ beziehungsweise „keine Beratung“. In einem weiteren Testszenario, bei dem es um das Interaktionspotential von Marcumar und ASS ging, fiel das Ergebnis etwas besser aus. Von den 354 getesteten Apotheken berieten 13 Prozent „umfassend“, 72 Prozent „angemessen“ und 14 Prozent „verbesserungswürdig“. Ein Prozent der Apotheker lieferte eine „stark verbesserungswürdige“ oder „keine Beratung“ ab.

Zu den getesteten Apotheken, die „umfassend“ beim Thema Husten berieten, gehört auch die von Martin Schlenker aus Memmingen. Trotz des guten Ergebnisses sieht der Apothekeninhaber die „ungebetenen“ Testkäufe mehr als kritisch. Kundengespräche in der Apotheke lassen sich seiner Meinung nach nicht standardisieren. Darüber hinaus solle der Kunde selber die Beratung beurteilen. Schlenker zeigte sich zudem enttäuscht darüber, dass neben den Tests in den Medien, den Diskussionen mit Krankenkassen, Ärzten und Kunden auch noch die Kammer mitmische. Diese Tests seien keine Hilfe zur Selbsthilfe, sondern „eine hinterlistige Geschichte“, so Schlenker.


Annette Lüdecke