Medikamenteneinnahme

Jeder Zehnte versteht Arzt und Apotheker nicht

Berlin - 15.07.2014, 10:15 Uhr


Viele Deutsche wissen offenbar nur wenig über Gesundheit. Fast 60 Prozent der gesetzlich Versicherten haben laut einer AOK-Umfrage unter rund 2010 Erwachsenen Defizite, im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Nur jeder zehnte Befragte gab allerdings an, Anweisungen des Arztes oder Apothekers zur Einnahme von Medikamenten nicht zu verstehen.

„Die Deutschen wissen zu wenig über Gesundheit“, bilanziert die AOK im Hinblick auf die Ergebnisse ihres WIdO-Monitors. Die bundesweite Befragung zur Gesundheitskompetenz offenbart, dass die Deutschen Nachholbedarf haben: Während im EU-Durchschnitt nur 47,6 Prozent unzureichende oder problematische Fähigkeiten aufweisen, sind es in Deutschland 59,5 Prozent. 14,5 Prozent der GKV-Versicherten verfügen hierzulande über eine unzureichende Gesundheitskompetenz, 45 Prozent über eine problematische, 33,5 Prozent sind ausreichend kompetent, und nur 7 Prozent verfügen über ausgezeichnete Fähigkeiten.

Als Gesundheitskompetenz (Health Literacy) wird dabei die „Fähigkeit des Einzelnen, im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken – zu Hause, am Arbeitsplatz, im Gesundheitssystem und in der Gesellschaft allgemein“ verstanden. Weitere Ergebnisse der Umfrage: Mehr als ein Viertel der Versicherten findet es schwierig, Informationen über Krankheitssymptome zu finden. Fast 40 Prozent gaben an, nur schwer Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten bei psychischen Problemen zu finden, und fast ein Drittel hat Schwierigkeiten, Medieninformationen zu verstehen.

Jeder Zehnte (9,9 %) gab des Weiteren an, die Anweisungen des Arztes oder Apothekers zur Einnahme der verschriebenen Medikamente nur schwer oder sehr schwer verstehen zu können – 89 Prozent haben hier keine Probleme. Ähnlich sieht es bei der Umsetzung von Anweisungen des Arztes oder Apothekers aus: 11,7 Prozent fällt es schwer, diese umzusetzen. 68,9 Prozent fällt es dagegen leicht. In der WIdO-Tabelle zu den Angaben der Befragten zu verschiedenen Teilaspekten von Gesundheitskompetenz gehören diese beiden Teilaspekte zu den positiveren. In den anderen Teilbereichen sieht die Quote schlechter aus.

„Gut verständliche und verlässliche Informationen sind für viele Menschen das A und O, um die richtigen Entscheidungen für ihre Gesundheit zu fällen“, betont Jürgen Graalmann, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes. Dass viele Menschen Schwierigkeiten hätten, Unterstützungsangebote zu finden, sei ein Alarmsignal. „Die Informationen müssen verständlich, nutzerorientiert und qualitätsgesichert sein, und vor allem müssen sie bei den Menschen auch ankommen.“ Hier sei sowohl das Gesundheitswesen gefordert, aber auch in der Bildung müsse Gesundheit einen festen Platz bekommen – in Kitas, (Vor-)Schulen, der Erwachsenenbildung sowie der außerschulischen Jugendarbeit.

Der AOK-Vorstand verweist auch darauf, dass ein Mangel an Wissen über Gesundheit zu gesundheitlichen und finanziellen Schäden führen kann, wie andere internationale Studien zeigten. Weniger kompetente Menschen verhielten sich risikoreicher und weniger oft therapietreu, nähmen Angebote zur Prävention und Früherkennung zu wenig in Anspruch, hätten ein höheres frühzeitiges Sterberisiko und verursachten höhere Behandlungskosten. Laut der AOK belaufen sich die höheren Ausgaben für das Gesundheitssystem Schätzungen zufolge allein für Deutschland auf bis zu 15 Milliarden Euro.

Zum WIdO-Monitor 2/2014 gelangen Sie hier.


Juliane Ziegler