Von der geschätzten Gesamtzahl der HIV-Neuinfektionen in 2013 sind etwa 2.400 (75%) Männer, die Sex mit Männern haben. Etwa 360 Frauen (11,3%) und 190 Männer (5,9%) haben sich auf heterosexuellem Weg in Deutschland infiziert. Darüber hinaus haben sich etwa 300 (9,4%) Personen beim intravenösen Drogenkonsum infiziert (IVD).
Gestiegen ist die Zahl derjenigen Menschen, die sich mit HIV infiziert haben, jedoch noch nicht diagnostiziert wurden. Sie lag nach RKI-Berechnungen im Jahr 2012 bei etwa 13.000. 2013 waren es geschätzte 14.000. Der Anteil der Personen, die mit einer HIV-Infektion diagnostiziert wurden und eine antiretrovirale Therapie erhalten, ist von 72 Prozent in 2006 auf 82 Prozent in 2013 angestiegen. Von den insgesamt schätzungsweise 80.000 Personen, die hierzulande 2013 mit HIV/AIDS lebten, erhielten zum Jahresende etwa 54.000 eine antiretrovirale Therapie.
Um die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland nachhaltig zu verringern, sollten die bereits mit HIV Infizierten frühzeitiger diagnostiziert werden, so das RKI. Das bestehende Testangebot, die zum Teil frühzeitigeren HIV-Diagnosen und der umfassende Zugang zur medizinischen Versorgung reichten bisher nicht aus. Es müssten Wege gefunden werden, die Testbereitschaft und Testhäufigkeit speziell bei Männern, die mit Männern Sex haben, sowie bei Menschen, die aus Ländern stammen oder Länder besucht haben, in denen sich HIV in der Allgemeinbevölkerung ausgebreitet hat, weiter zu erhöhen. Klar ist aus RKI-Sicht: Aufklärung, Prävention und Kondomgebrauch sind weiterhin notwendig, sowohl um neue HIV-Infektionen als auch die Ausbreitung anderer sexuell übertragbarer Infektionen zu verhindern.
Nach Einschätzung der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) ist die konstante Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ein Erfolg der Prävention. „Doch es könnte bei uns noch deutlich weniger Infektionen geben: Ein Rückgang ist machbar“, betont Manuel Izdebski vom DAH-Vorstand. Eine vordringliche Aufgabe der Prävention bestehe heute darin, Menschen zum Test zu motivieren, wenn sie ein Risiko haben. Die Testraten seien gerade in den am stärksten betroffenen Gruppen zu niedrig. Für höhere Testraten seien noch mehr anonyme und vertrauenswürdige Testangebote in den Lebenswelten der am stärksten betroffenen Gruppen nötig.
Hier kommen Sie direkt zum Epidemiologischen Bulletin 44/2014: „Schätzung der Prävalenz und Inzidenz von HIV-Neuinfektionen in Deutschland“
Berlin - 04.11.2014, 10:51 Uhr