Welt-Aids-Tag

Positiv zusammen leben: Im Alltag oft noch schwer

Berlin - 01.12.2014, 10:07 Uhr


Anlässlich des heutigen Welt-Aids-Tages ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) der Frage nachgegangen, wie sich in Deutschland das Zusammenleben und der Umgang mit HIV-positiven Menschen gestaltet. Es zeigte sich: Zwar weiß nahezu jeder, wie das HI-Virus übertragen wird. Doch wenn es um den alltäglichen Kontakt mit HIV-Positiven geht, gibt es nach wie vor Ängste und Unsicherheiten.

1002 Personen ab 16 Jahren hat die BZgA über ihren Kenntnisstand zu Übertragungs- und Nicht-Übertragungswegen befragt. Zusätzlich wurde nachgehakt, inwieweit Menschen im alltäglichen und direkten Umgang mit HIV-positiven Menschen verunsichert sind.

Fast alle Befragten wussten, wie HIV übertragen wird. Ein hohes Infektionsrisiko sahen jeweils 99 Prozent bei ungeschützten Sexualkontakten, beim Nadeltausch bei intravenösem Drogengebrauch und in dem Fall, dass Blut eines Infizierten in eine eigene Wunde gelangt. Bei der Frage, ob man mit einem HIV-positiven Kollegen gemeinsam in die Kantine gehen würde, erklärten somit immerhin 85 Prozent, dass sie das ganz sicher machen würden. Zu einem HIV-positiven Arzt würden nur noch 44 Prozent ohne Bedenken gehen – ebenso viele gingen sicher zu einem Bäcker, der infiziert ist.

Weniger verbreitet ist das Wissen, dass beim Küssen kein Ansteckungsrisiko mit HIV besteht. In der Studie meinten 26 Prozent, dass sie sich infizieren können, wenn sie einen HIV-Positiven küssen, weitere 11 Prozent sind sich unsicher. Und so antwortet auf die Frage: „Würdest Du jemanden mit HIV küssen?“ fast jeder Zweite ablehnend.

„Positiv ist hervorzuheben, dass nur sehr wenige Menschen den Kontakt mit HIV-Positiven ablehnen“, sagte BZgA-Direktorin Prof. Dr. Elisabeth Pott. „Auch die eigene Unsicherheit, wie man sich in der Situation selbst verhalten würde, führt nicht automatisch zu Stigmatisierung und Diskriminierung von HIV-Positiven. Sie kann aber ablehnendes Verhalten begünstigen.“ Mit Antworten auf die geäußerten Unsicherheiten möchte die Kampagne „Positiv zusammen leben“ des Bundesministeriums für Gesundheit, der BZgA, der Deutschen AIDS-Hilfe und der Deutschen Aids-Stiftung einen Beitrag dazu leisten, Ängste zu überwinden. „Die Kampagne ist ein Appell, HIV-positive Menschen nicht auszugrenzen“, unterstreicht Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Die SPD-Gesundheitspolitikerin Mechthild Rawert wies darauf hin, dass der Haushalt 2015 rund 13,46 Millionen Euro für die AIDS-Prävention, -Aufklärung und -Forschung zur Verfügung stellt – 325.000 Euro mehr als im laufenden Jahr.

In diesem Jahr findet der Welt-Aids-Tag zum 27. Mal statt. Weltweit leben ungefähr 35 Millionen Menschen mit HIV. Pro Jahr kommt es zu ca. 2,1 Millionen Neuinfektionen. Mit fast 70 Prozent aller HIV-Neuinfektionen ist Afrika südlich der Sahara am stärksten betroffen. Aber auch in Ost-Europa und Zentralasien ist die Zahl der Neuinfektionen deutlich gestiegen; im Jahr 2013 um 110.000. Lediglich 37 Prozent der weltweit Betroffenen haben bislang Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten. In Deutschland leben heute rund 80.000 HIV-positive Menschen. Etwa 30.000 Menschen sind bisher in Deutschland an den Folgen von Aids gestorben.

Hier der Link der BZgA-Webseite zum Welt-Aids-Tag.


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