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Schlechter Geschmack von Arzneimitteln
Dämpfer für die Compliance
Eine französische Studie hat den Geschmack von Arzneimitteln nach dem Zerkleinern untersucht. Warum? Viele ältere Menschen haben Schluckbeschwerden und zerbröseln deswegen ihre Tabletten oder Kapseln, um sie dann unter das Essen gemischt einzunehmen. Wie das französische Gesundheitsportal „pourqoui docteur“ verrät, sollen sogar rund ein Drittel der Senioren, beziehungsweise meist deren Betreuer, im Heim so verfahren. Sechs bis acht Arzneimittel müsse jeder im Schnitt nehmen.
„Wir wissen, dass das so ist, aber bislang hat es noch keine Studie untersucht, und die Alten beschweren sich nicht“, sagt Isabelle Prêcheur, Zahnchirurgin am Universitätskrankenhaus in Nizza, die die Studie initiiert hat. Neben ihrer Klinik haben sich die Universität Nizza Sophia-Antipolis und das „Institut du Bien Vieillir Korian“ (Institut für gutes Altern) an der Untersuchung beteiligt.
Die Wissenschaftler und Altenpfleger bildeten eine Jury aus sechzehn Verkostern aus dem Bereich der Geriatrie und der Gastronomie, darunter ein Chefkoch mit Sternen im Guide Michelin. Die Studie wurde nach dem Vorbild von Weinproben durchgeführt. Jeder probierte die zehn in Heimen für pflegebedürftige ältere Menschen am häufigsten verschriebenen Medikamente, und zwar in einer Menge von etwa 1/500 einer Einzeldosis, teilweise auch gemaischt. Die Proben wurden in Gläschen mit geliertem Wasser oder mit Apfelmus angerichtet. Die Jury benotete dann jeweils den wahrgenommenen Geschmack. Zwischen jeder Probe wurde der Mund mit Wasser ausgespült.
Medikamenten-Mix erhält schlechteste Note
Die schlechteste Geschmacksnote (1,5 von 10) bekam eine Mischung aus sechs Medikamenten (Paracetamol, Furosemid, Levothyroxin, Memantin, Zopiclon, Alprazolam). Individuell schnitt Zopiclon (1,9) am schlechtesten ab, gefolgt von Clopidogrel (4,6) und Paracetamol (5,8), jeweils zerkleinert verabreicht in Apfelmus. Das Kompott selbst erhielt die Note 7,1. Alprazolam und Ramipril wurden mit 6,7 und Oxazepam mit 6,9 benotet. Medikamente, die nach den Angaben der Jury nicht den Geschmack des Essens verzerren, sind Memantin (7.2), Levothyroxin (7,4), Donepezil (7,4) und Furosemid (7,9).
Der schlechte Geschmack zerkleinerter Arzneimittel hat mehrere Auswirkungen auf die Gesundheit der älteren Menschen. „Nicht nur die Compliance ist schlecht“, erläutert Prêcheur. „Die Personen essen ihre Mahlzeit nicht auf. Das ist ein echtes Problem und auch ein Faktor der Magersucht.“ Die Chefköche empfehlen dem Altenpflegepersonal, die Arzneimittel besser mit süßer Marmelade zu mischen. Außerdem gehe der bittere Geschmack weg, wenn nachher ein Stückchen Weißbrot gegessen werde.
Eine Lösung ist das letzten Endes alles nicht. Gerade im Bereich Kinderarzneimittel beschäftigen sich nicht wenige Forscher damit, die sensorische Qualität von Medikamenten, auch durch adäquate galenische Formulierungen zu verbessern, um den kleinen Patienten und den heranwachsenden Jugendlichen die „bittere Medizin“ möglichst schmackhaft zu machen. Der noch bei älteren Kollegen bekannte Grundsatz: „Teuer muss es sein, und fies muss es schmecken, dann hilft es auch“ gilt schon lange nicht mehr.
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