Anzag Bilanzpressekonferenz

Trümper: „Wir müssen die Belastungen an die Apotheken durchreichen“

Frankfurt - 01.12.2010, 15:41 Uhr


Deutliche Worte von Thomas Trümper, Chef des Pharmagroßhändlers Anzag: Der pharmazeutische Großhandel erwirtschaftet keine ausreichenden Erträge, um die im Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) geplanten Einsparungen

Wie Trümper auf Nachfrage ausführte, werde man mit den Apotheken in den nächsten Tagen über die Konditionen und über Skonti reden müssen. Eine pauschale Rabattkürzung werde und könne es nicht geben, die Konditionen müssten mit jeder Apotheke einzeln besprochen werden. „Jede Apotheke ist anders zu betrachten“, so Trümper. In die Besprechungen mit den Apotheken dürften dabei auch die Lieferfrequenz, Lieferpauschalen und Serviceleistungen des Großhändlers mit einfließen.

Anzag zieht Bilanz

Das Geschäftsjahr 2010 verlief für die Andrea-Noris Zahn AG erfolgreich. Der Konzern konnte seinen Umsatz um 7 % auf 4,2 Mrd. Euro steigern. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) konnte von 35 Mio. Euro auf 54,4 Mio. Euro erhöht werden. Zurückgeführt werden kann dieses Ergebnis auf die positive Entwicklung im Auslandsgeschäft der Anzag neben dem Wachstum des deutschen Großhandelsmarkts. So zeigte sich Trümper überzeugt, dass sich die Internationalisierungsstrategie der Anzag als richtig erwiesen habe.

Auch die Anzag-Tochter Vivesco, die laut eigener Angabe mit rund 1100 angeschlossenen Apotheken zu den größten Apothekenkooperationen in Deutschland gehöre, habe ihr Ergebnis gegenüber dem Vorjahr weiter verbessern können. Ziel von Vivesco sei es auch weiterhin, so der Anzag-Vorstandsvorsitzende, „den Erfolg der selbstständigen Apotheke langfristig sicherzustellen. Die Markenkampagne der Kooperation solle weiter ausgebaut werden. Über eine Kommunikationsoffensive und eine höhere Medienpräsenz wolle man die Bekanntheit der Marke in der Bevölkerung weiter steigern.

Alliance Boots: „Auf jeden Fall positiv“

Den Eigentümerwechsel bei der Anzag, der Übergang der Mehrheitsanteile an Anzag auf den britischen Großhandelskonzern Alliance Boots, sieht der Anzag-Chef „auf jeden Fall positiv“. Die Eckpunkte der Anzag-Unternehmenspolitik blieben bestehen, die Eigenständigkeit des deutschen Großhandelsunternehmens solle laut Ansage von Alliance Boots so weit wie möglich erhalten bleiben. Trümper wörtlich: „ Durch das allseits anerkannte Know-how und die innovativen Services der Alliance Boots eröffnen sich neue Perspektiven für die Anzag, unsere Apothekenkooperationen Vivesco und damit letztendlich für unsere Kunden.“ Um welche innovativen Services es sich dabei genau handeln wird, wollte Trümper zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht konkretisieren. Denkbar seien aber beispielsweise auch Dienstleistungen des Apothekers, die von den Krankenkassen honoriert würden.

Mit Alliance Boots habe man bisher nur gute Erfahrungen gemacht, so Trümper weiter. Man sei überzeugt, dass der britische Konzern die Anzag-Strategie, die Zusammenarbeit mit der inhabergeführten, selbstständigen Apotheke, auch in Zukunft unterstützen werde. Statt Alliance Boots als Kettenbetreiber anzuprangern, sollte man sehen, dass dieses Unternehmen überwiegend selbstständige Apotheken beliefere und in vielen Ländern Apothekenkooperationen unterstütze. Kundenabwanderungen aufgrund des Eigentümerwechsels habe es bei der Anzag so gut wie nicht gegeben.

Netzausbau

Für die Zukunft sieht Trümper sein Unternehmen gut gerüstet. In Deutschland verfüge die Anzag mit 24 Niederlassungen über das dichteste Vertriebsnetz aller pharmazeutischen Großhändler. Man werde in Zukunft weiter in den Ausbau der Niederlassungen investieren. Eine weitere Verdichtung des Netzes sei angestrebt. Auch im Ausland sei die Anzag mit ihren Beteiligungen in Kroatien, Rumänien und Litauen gut aufgestellt.

Ob der Name Anzag in Zukunft erhalten bleibt, vermochte Trümper nicht zu sagen: „Die Philosophie des Unternehmens ist wichtig, der Name sekundär.“ Im nächsten Jahr wird das Unternehmen sein 170-jähriges Firmenjubiläum feiern.


Peter Ditzel