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Celesio will sich neu aufstellen
Pinger: „Das Schiff soll flott gemacht werden“
„Celesio wollte zu viel zu schnell auf einmal“, fasste der neue Celesio-Chef Markus Pinger die Fehler des Pharmahandelskonzerns zusammen. Jetzt setzt er mit seiner Mannschaft auf eine Neuausrichtung.
Als das Kerngeschäft des Großhandels vor einigen Jahren unter Druck geriet, suchten die Verantwortlichen davon unabhängiger zu werden, indem sie neue Geschäftsfelder erschlossen und Firmen kauften oder eröffneten. Aber nichts habe so richtig funktioniert, kommentierte es der ehemalige Beiersdorf-Manager Pinger, der seit August bei Celesio das Sagen hat und Fritz Oesterle ablöste, „Celesio ist ein gutes Schiff, aber es hat ein Leck, es soll wieder flott gemacht werden“.
Jetzt wolle man sich auf die Kernkompetenzen des Unternehmens rückbesinnen und das Kerngeschäft in Ordnung bringen. Celesio kenne sich aus mit Logistik, mit Warenwirtschaft - das wolle man in Zukunft besser nutzen.
Für Pinger dürfte es klar sein, dass Begriffe wie Apothekenkette oder DocMorris für viele Apotheken Reizwörter und negativ besetzt sind. Er kann verstehen, dass sich ein Apotheker vor Ketten fürchtet, sie würden ihm seine aufgebaute Existenzgrundlage nehmen.
Chancen sieht der Celesio-Manager jedoch darin, die Vorteile, die eine Kette z. B. im Einkauf habe, auch für die inhabergeführte Apotheke zu nutzen: „Wir glauben, auf freiwilliger Basis mit den Apothekern ein Konzept für die Zukunft zu entwickeln“, so Pinger, „das Apotheker glücklicher machen wird.“ Das Eigentum des Apothekers, seine Apotheke, sei eine Linie, die nicht überschritten werden dürfe. So verfolgt Pinger im Gegensatz zu seinem Vorgänger nicht die Idee der Apothekenkette. Er sucht vielmehr nach innovativen Shopideen, sprich Ausbau der Franchise-Idee, der Kooperationsmodelle, „lernen von anderen Märkten“. „Was jetzt mit Apotheken läuft, ist nicht das, was wir in Zukunft machen wollen“, so der Vorstandsvorsitzende. Nach seiner Einschätzung steckt beispielsweise noch viel Potenzial in der Freiwahl, in einer Verbesserung der Sortimentspolitik und im Category Management. Pinger denkt auch darüber nach, europaweit einzukaufen. Die Optimierung der Warenwirtschaft, beispielsweise mit dem Celesio-System „Wawitop“, ist noch lange nicht ausgereizt, so Pinger.
Die Reaktionen der Apotheker auf den damaligen Kauf von DocMorris hatte man vermutlich unterschätzt, stellte Pinger fest, „DocMorris war mehr Apothekenkiller als nützlich“. Eine Herausforderung ist, den Konflikt, der an der Marke DocMorris in Deutschland haftet, zu lösen. Noch vor Ende 2012 soll hier eine Lösung gefunden werden. Es böte sich an, die Gehe-Kooperationsmarke „gesundleben“ auszubauen.
Eine weitere Herausforderung für das Großhandelsunternehmen: Nachdem das Joint Venture mit Medco beendet wurde, sollen bei Celesio schon bald auch Logistikfirmen wie Movianto oder Pharmexx auf den Prüfstand kommen.
Für die Maßnahmen zur Neustrukturierung des Konzerns will Pinger 100 Millionen Euro in die Hand nehmen, die vom Großaktionär, dem Haniel-Konzern, kommen dürften. Er ist zuversichtlich, mit der Neuausrichtug gleichzeitig 50 Millionen einsparen zu können. Der Celesio-Chef ist überzeugt, dass mit dem Programm zur Neuausrichtung in 2012 die Wende für Celesio kommt und das Ergebnis gehalten, wenn nicht sogar verbessert werden kann.
Stuttgart - 26.10.2011, 08:29 Uhr