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Griechenland
Arzneimittel werden unbezahlbar
Die griechischen Apotheker bekommen die Finanzprobleme des Landes zu spüren: Weil Krankenkassen Arzneimittel erst mit deutlicher Verspätung zahlen, geben immer mehr Apotheker Medikamente nur noch gegen Barzahlung ab. Das führt zu Konflikten, weil sich viele Patienten dies nicht leisten können.
„Der Staat schuldet uns mehr als 8000 Euro. Ich kann diese Last nicht mehr tragen“, rechtfertigte eine Apothekerin ihr Verhalten laut Nachrichtenagentur dpa gegenüber der Frau eines Patienten. Sie hatte die Herausgabe eines Arzneimittels an einen schwerkranken Mann zunächst verweigert. Erst als die Nachbarn das Geld vorgelegt hatten, gab die Apothekerin das Medikament heraus.
Dies ist offenbar kein Einzelfall. Hunderttausende Versicherte der größten Krankenkasse EOPYY müssen ihre Arzneimittel bei den Apothekern bar bezahlen und sich anschließend mit der Quittung selbst an die Krankenkasse wenden.
Aber nicht nur in Apotheken werden die Griechen direkt zur Kasse gebeten: Seit Wochen untersuchen viele Krankenkassenärzte Patienten nur noch für bares Geld. Großhändler beliefern die wichtigsten Krankenhäuser mit Medikamenten und medizinischem Material ebenfalls nur noch gegen Barzahlung.
Medienberichten zufolge bereiten pharmazeutische Unternehmen zudem eine Notfallversorgung der griechischen Bevölkerung mit Arzneimitteln für den Fall vor, dass Griechenland die Euro-Zone verlassen und in Zahlungsnot geraten sollte. Griechenland importiert fast alle Medikamente. Generika spielen nur eine untergeordnete Rolle. Deshalb sind die medizinischen Kosten pro Kopf überdurchschnittlich hoch. Griechische Kliniken haben bei Pharmaherstellern Ausstände von rund 1,2 Milliarden Euro angehäuft.
Der Gesundheitsminister der Übergangsregierung, Christos Kittas, rief am Sonntag alle Seiten auf, die schwierige Lage nicht zu verschärfen. Eine handlungsfähige Regierung gibt es derzeit wegen der anstehenden Parlamentswahl am 17. Juni in Griechenland nicht.
Berlin - 04.06.2012, 14:08 Uhr