Indien

Kostenlose Generika für die indische Bevölkerung

Berlin - 05.07.2012, 14:43 Uhr


Die indische Regierung hat ein Gesundheitsprogramm beschlossen, das der Bevölkerung kostenlosen Zugang zu Generika verschaffen soll. Für internationale Pharmakonzerne dürfte die Entscheidung ein schwerer Schlag sein.

Ein einheitliches Gesundheitssystem existiert in Indien nicht. Der Staat bietet eine kostenfreie Basisversorgung an – parallel zu privaten Arztpraxen und Kliniken. 11 Milliarden US-Dollar setzt der indische Pharmamarkt pro Jahr um, die Pro-Kopf-Ausgaben für Arzneimittel liegen bei jährlich 4,5 US-Dollar. Für den öffentlichen Gesundheitssektor gibt das neue System eine Liste mit Generika vor, die Ärzte künftig an Patienten ausgeben dürfen. Teurere Originale dürfen nicht mehr verschrieben werden – die Verordnung soll sogar mit einer Strafe belegt werden. Die Pläne seien bereits im vergangenen Jahr verabschiedet, bislang aber nicht veröffentlicht worden, sollen Regierungsvertreter mitgeteilt haben. Die Umsetzung der Pläne soll noch in diesem Jahr beginnen.

Für internationale Pharmakonzerne ist dies ein weiterer Schlag, den sie in Indien hinnehmen müssen. So behält sich der indische Staat seit der Reformierung seines Patentrechts im Jahr 2005 das Recht vor, sogenannte Zwangslizenzen zu erteilen. Im vergangenen März traf es den Bayer-Konzern: Das indische Patentamt entzog ihm das Patent für das Krebsmittel Nexavar®, weil es zu teuer für die indische Bevölkerung sei. Das Pharmaunternehmen Natco Pharma erhielt eine Zwangslizenz, um ein preisgünstigeres generisches Arzneimittel mit dem Nexavar®-Wirkstoff Sorafenib zu einem behördlich festgelegten Preis zu verkaufen. Daraufhin wehrte sich Bayer gegen die Zwangslizenz per Widerspruch.


Juliane Ziegler