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Zuwendungen an Ärzte
Pharmaindustrie will Zahlen offenlegen
Der europäische Dachverband der forschenden Pharmaunternehmen EFPIA will künftig finanzielle Zuwendungen an Ärzte und medizinische Forschungseinrichtungen offenlegen. „Die Pharmaindustrie hat nichts zu verbergen“, sagte der EFPIA-Vizepräsident Dr. Stefan Oschmann. Die Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA) begrüßte die Ankündigung.
Oschmann zufolge bereitet die EFPIA in Anlehnung an den US-amerikanischen „Physician Payment Sunshine Act“ einen eigenen „Transparenzkodex“ vor. In den USA soll ab 2013 jedes Unternehmen, das Medikamente oder Medizinprodukte an das öffentliche Gesundheitssystem liefert, namentlich veröffentlichen, welche geldwerten Zuwendungen es Ärzten und Forschern gewährt. Daran angelehnt will die EFPIA für den EU-Raum schnellstmöglich einen eigenen Kodex ausarbeiten und bis 2015 umsetzen.
Wie der Katalog der zu veröffentlichenden Arzt-Zuwendungen aussehen soll, ist jedoch noch nicht entschieden. Bei der Ausarbeitung sei darauf zu achten, dass in Europa bzw. in europäischen Staaten teilweise andere gesetzliche Grundlagen gelten als in den USA, so Oschmann. So etwa in der Datenschutz-Gesetzgebung. Für „praktikable Vorschriften“ will der Dachverband außerdem einen Dialog mit der Ärzteschaft führen. „Eine Lösung gegen den Willen der Ärzteschaft ist nicht gewollt.“ In Deutschland sollen Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung einbezogen werden.
Während in den USA die Transparenz gesetzlich vorgeschrieben ist, setzt die EFPIA in Europa auf freiwillige Vereinbarungen. Oschmann: „Das Gesetzgebungsverfahren in der Europäischen Union dauert lange. Hat man sich auf Richtlinien geeinigt, müssen diese erst in nationales Recht umgesetzt werden. Darüber vergehen Jahre. Eine Branchenlösung lässt sich schneller einführen.“ Er ist „recht positiv gestimmt“, dass die neue Initiative den Erfolg, den sich die EFPIA von ihr erwartet – Vertrauens- und Imagegewinn bei den Finanziers des Gesundheitssystems – erzielen wird. Und dann werden sich ihm zufolge auch Nichtmitglieder schnell an diesem Kodex orientieren – schon allein, um Wettbewerbsnachteile zu vermeiden.
Der FSA begrüßt diese Ankündigung der EFPIA. Dort betont man die Bedeutung der Abstimmung mit den Berufsorganisationen der Ärzteschaft: Eine Veröffentlichung von Honoraren berühre sehr persönliche Daten, sodass schon unter dem Gesichtspunkt der Wahrung der Persönlichkeitsrechte und des Datenschutzes eine Transparenz nur einvernehmlich hergestellt werden könne. Eine solche Regelung komme den datenschutzrechtlichen Belangen nach, erklärte der FSA-Vorsitzende Klein. Und gleichzeitig mache sie Transparenz für alle Unternehmen verbindlich.
Berlin - 03.09.2012, 10:24 Uhr