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Gesundheitspolitik
Blendende Zahlen aus dem BMG
„Faktenblatt“ aus dem Ministerium sorgt für Widerspruch
Der Grundtenor des BMG-„Faktenblatts“ ist, dass die Lage der Apothekerinnen und Apotheker gar nicht so wild ist. Um das zu belegen, wird zum einen darauf verwiesen, dass sie „in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich verdient“ und beispielsweise im Jahr 2021 einen Mehrumsatz von 2,5 Mrd. Euro (4 Prozent) gemacht hätten. Dass es den Apothekern gut geht, lässt sich laut BMG auch daran ablesen, dass im vergangenen Jahr der Absatz von Arzneimittelpackungen um etwa 9 Prozent auf 1,4 Mrd. gestiegen ist. Zudem seien die Apothekenhonorare u. a. durch die Notdienstpauschale verbessert worden. Betont wird auch, dass die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln in Deutschland laut einem IGES-Gutachten gewährleistet ist.
Die Antwort der ABDA ließ nicht lange auf sich warten. Noch am selben Tag konterte sie in einer Pressemitteilung, zerlegte die „Fakten“ – und erklärte, sie fühle sich in ihrem Protest weiter bestärkt. Zunächst warf ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening dem BMG vor, dass man dort anscheinend nicht wisse, „was es bedeutet, selbstständig zu sein, Unternehmerin bzw. Unternehmer zu sein, Kredite aufnehmen zu müssen, um berufstätig werden zu können. Der Weg vom Umsatz zum Ertrag ist lang und gerade in Zeiten einer explodierenden Inflation, steigenden Energiekosten und kletternden Tariflöhnen sehr steinig.“
Andere Fakten unterschlagen
Bezüglich der Mehrumsätze während der Pandemie wies Overwiening darauf hin, dass die Apotheken auch hohe Investitionen zu stemmen hatten, wenn es etwa um die Herstellung von Desinfektionsmitteln oder dem Aufbau der Test-Infrastruktur ging. Es sei „traurig, dass gerade das Ministerium, das uns mit diesen Aufgaben betraute, diese Fakten unterschlägt“, so die ABDA-Präsidentin. Das BMG vergesse „grundsätzlich“ die Kostensituation in den Apotheken. „Dass die Apothekenzahl seit Jahren zurückgeht, ist nicht ohne Grund!“ Auf der Pressekonferenz zum Start der Initiative „Gegen Zukunftsklau“ (s. o.) legte Overwiening noch einmal nach. Die Zahlen des BMG würden die Bevölkerung „blenden“, sie verurteile das „aufs Schärfste“.
Lauterbachs Pflege-Vergleich
Aber auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) setzte noch einen oben drauf. Auf Twitter schrieb er mit Blick auf die Proteste: „Die Einkommen der Apotheker sind stetig gestiegen, gerade in der Pandemie. Wirklich schlecht verdient wird in der Pflege.“ In einem Beitrag in den 20-Uhr-Nachrichten gab er sich dann etwas versöhnlicher – zumindest wurde es von der Tagesschau-Redaktion so zurechtgeschnitten. Er gestand zu, dass der Apotheker-Beruf „natürlich attraktiv bleiben“ müsse. „Entbürokratisierung“ sei wichtig „und dass wir auch die Leistungen des Apothekers besser bezahlen. Nicht nur die Abgabe des Medikaments, auch Gesundheitsberatung, Vorbeugeleistungen, in diese Richtung wollen wir uns bewegen. Der Beruf soll aufgewertet werden, aber es geht nicht nur ums Geld.“
Das wird nicht das letzte Wort gewesen sein. Man darf gespannt sein, was Lauterbach sich noch einfallen lässt. |
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