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Wundbehandlung
Madentherapie gehört „eindeutig zum Repertoire der Schulmedizin“
Die Wundreinigung mithilfe von Fliegenlarven (Maden) wird immer häufiger in Kliniken durchgeführt. Das naturheilkundlich anmutende Verfahren wird von vielen Schulmedizinern anerkannt und praktiziert.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten wissenschaftlichen Erfahrungsberichte zur Wundtherapie mit Fliegenlarven publiziert. Während man es damals den Schmeißfliegen überließ, ihre Eier in die unverbundene Wunde zu legen, aus denen sich dann die Maden entwickelten, spezialisierten sich später Firmen auf die Züchtung und den Vertrieb von Maden. Der Siegeszug der Antibiotika seit den 1940er Jahren beendete aber ziemlich abrupt die Anwendung der Madentherapie.
Erst Jahrzehnte später stellte sich heraus, dass Fliegenlarven den Antibiotika in mancher Hinsicht überlegen sein können. So sagt Sebastian Debus, Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: „Die Wunden sind häufig schlecht durchblutet, deshalb gelangen die Antibiotika über den Blutkreislauf erst gar nicht dahin, wo man sie benötigt. Eine lokale Aufbringung von Antibiotika auf die Wunde ist in diesen Fällen meist ungünstig, weil sich besonders rasch Resistenzen bilden.“ Debus behandelt etwa jeden fünften Patienten mit Fliegenmaden. Nur rund ein Viertel der Patienten lehnt dieses Therapieverfahren ab.
Für Joachim Dissemond an der Hautklinik des Universitätsklinikums Essen zählt die Wundreinigung mithilfe von Fliegenmaden „eindeutig zum Repertoire der Schulmedizin“. Für ihn ist sie beispielsweise das Mittel der Wahl, wenn eine Wunde nicht chirurgisch gereinigt werden kann, weil der Patient eine Narkose nicht verträgt.
Weil die Madentherapie (noch) nicht offiziell zugelassen ist, wenden die Krankenhausärzte sie aufgrund einer Ausnahmeregelung an. Die niedergelassenen Ärzte praktizieren sie hingegen kaum, weil die Krankenkassen die Kosten der Behandlung in der Regel nicht erstatten.
Quelle: Das Comeback der Maden. FAZ vom 10.8.2011.
Siehe auch: Aktuelles zur Wundbehandlung mit Fliegenlarven.
Hamburg/Essen - 10.08.2011, 14:01 Uhr