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20. November 2018
November ist der Monat der Kammerversammlungen. Blick nach Hamburg: Kammerpräsident Siemsen ist für frische Ideen und offene Worte bekannt, auch dieses Mal. Das Rx-Versandverbot steht bei ihm nicht mehr im Mittelpunkt. Mein liebes Tagebuch, seit ABDA-Präsident Schmidt auf dem Apothekertag quasi offiziell den Startschuss gegeben hat, dass man – ohne als Verräter dazustehen – auch laut die Aussichtslosigkeit eines Rx-Versandverbots eingestehen darf, trauen sich mittlerweile auch die Kammerfürsten, nach Alternativen Ausschau zu halten unter der Überschrift: Gleichpreisigkeit. Das ist auch für Siemsen das neue Zauberwort. Gleiche Preise für verschreibungspflichtige Arzneimittel bei ausländischen Versendern und inländischen Apotheken sollte auf irgendeinem Weg hergestellt werden. Und, so Siemsen, man dürfe sich die Gleichpreisigkeit nicht abkaufen lassen. Recht hat er, die Frage ist nur: Wie erreicht man Gleichpreisigkeit? Da weiß auch Siemsen nicht weiter. Was er allerdings weiß: Die ABDA muss sich neu aufstellen, ein Thinktank müsse her, der sich dauerhaft mit Zukunftsthemen, „mit der sich immer schneller verändernden Geschäftswelt proaktiv beschäftigt“. Mein liebes Tagebuch, das unterschreiben wir.
Bald gibt es Rezepturtests in Bayern! Die Delegierten selbst hatten beschlossen, dass die Rezepturqualität flächendeckend überprüft werden muss. Und so werden die lieben Apothekers im schönen bayerischen Freistaat im kommenden Jahr von ihrer lieben Kammer aufgefordert, eine picobello Erythromycin-Rezeptur anzufertigen – selbstverständlich auf Kosten der Apotheke – und beim Zentrallabor zur Überprüfung einzureichen, was dann die Kammer zahlt. Mein liebes Tagebuch, das stößt nicht bei allen Apothekerinnen und Apothekern auf ungeteilte Freude. Und welche Aussagekraft hat ein solcher angekündigter, prüfungsähnlicher Test? Alle PTAs (die ja meist die Rezepturen rühren), mal aufpassen: Bitte schön anstrengen und Top-Qualität liefern. Im Ernst, wären da nicht unangekündigte, verdeckte Rezepturtests nach dem Pseudocustomer-Verfahren besser? Und für alle, die sich hier von ihrer bayerischen Kammer (ob dieses Modell von anderen Kammern übernommen wird, scheint noch offen zu sein) gegängelt fühlen: Klar, es ist nicht besonders schmeichelhaft, wenn jonny-controlletti-mäßig die Rezepturtätigkeit überprüft wird. Andererseits, mein liebes Tagebuch, wissen wir auch, dass die Ergebnisse von Ringversuchen und Stichproben bei Rezepturen, gelinde gesagt, nicht selten als suboptimal zu bezeichnen sind. Also, bayerische Kolleginnen und Kollegen, nehmt’s sportlich! Es gibt Schlimmeres.
Was das Gesundheitsministerium, was Spahn und was der ABDA-Präsident so für Gedankenspiele haben! Wir wissen es nicht. Was man weiß und aus den Äußerungen schlussfolgern kann: Dei ABDA dreht sich nach wie vor im Kreis ums Rx-Versandverbot, das zwar wünschenswert, angeblich sogar chancenreich ist, aber wegen Spahn nicht machbar ist. Und sie dreht sich um das Zauberwort Gleichpreisigkeit, die der Kern von allem ist, aber von der man nicht weiß, wie man sie erreichen kann – außer mit einem Rx-Versandverbot. Für neue Ideen sei man allerdings offen, sagte Schmidt auf der Kammerversammlung in Bayern. Bleibt der Versandhandel, dann müsse man eben Mechanismen schaffen, um die Kostenvorteile des Versandhandels für die Apotheken vor Ort auszugleichen. Und wie? Da laufen nur Spekulationen, die nichts brächten und laut Schmidt sogar schadeten. Der ABDA-Präsident ließ durchblicken, dass er weg wolle von „Regularien“, mit denen die Apotheker politisch erpressbar seien. Er favorisiert daher das, was den Apothekerberuf unverzichtbar macht: die Arbeit mit den Patienten. Und das sei der Einstieg in Dienstleistungen und deren Vergütung. Darüber will er mit Spahn sprechen.
4 Kommentare
Ein interessanter Schachzug…
von Gunnar Müller, Detmold am 25.11.2018 um 12:13 Uhr
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Gleicher Preis, netter Preis, Versandbonipreis?
von Christian Giese am 25.11.2018 um 10:18 Uhr
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Erwartungen und Bedenken
von Ulrich Ströh am 25.11.2018 um 9:55 Uhr
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von Anita Peter am 25.11.2018 um 9:03 Uhr
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