Was meinen Sie?

Spahns Apothekenpläne – Chance oder Risiko?

Berlin - 12.12.2018, 17:55 Uhr

Ist Spahns Vorschlag eine Gefahr
für die Apotheken, weil er die teilweise Aufhebung der Rx-Preisbindung in
deutschem Recht dann für immer festlegt?

Ist Spahns Vorschlag eine Gefahr für die Apotheken, weil er die teilweise Aufhebung der Rx-Preisbindung in deutschem Recht dann für immer festlegt?


Einen ersten Aufschlag zur Reformierung des Apothekenmarktes gibt es nun. Doch wie ist dieser aus Apothekersicht zu interpretieren? Sollten sich die Pharmazeuten freuen, weil sie endlich einen Einstieg in die Honorierung pharmazeutischer Dienstleistungen bekommen? Oder ist der Vorschlag eine Gefahr für die Apotheken, weil er die teilweise Aufhebung der Rx-Preisbindung in deutschem Recht dann für immer festlegt? Was meinen Sie? Stimmen Sie ab!

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt ist eigentlich jemand, der seine Meinung zu aktuellen politischen Themen klar kundtut. Am gestrigen Dienstag war das aber anders: Da saß Schmidt auf der Pressekonferenz nach der ABDA-Mitgliederversammlung und sprach von „großen Risiken“, aber ebenso „großen Chancen“, die sich durch Jens Spahns Pläne zum Apothekenmarkt ergäben. Die Chancen sieht Schmidt klar in den Vergütungsbestandteilen: Endlich sei man raus aus der Sackgasse, zudem werde der Einstieg in eine neue Vergütungsform geschafft.

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Andererseits gebe es viele Unwägbarkeiten: Lässt sich die Marktanteil-Grenze für EU-Versender wirklich rechtssicher etablieren? Halten sich die EU-Versender an die Boni-Grenze? Und wird es den Kassen effektiv verboten, keine Selektivverträge mit DocMorris & Co. abzuschließen? Alles Fragen, die aus Sicht von Schmidt gegen das Spahn’sche Apotheken-Paket sprechen. Trotzdem gab er den Kammern und Verbänden auf den Weg: Es lohnt sich, dass sich die Apotheker damit auseinandersetzen!

Insgesamt mehr Hoffnung als Sorgen hat übrigens auch DAZ-Wirtschaftsexperte Dr. Thomas Müller-Bohn mit Blick auf die BMG-Eckpunkte. In einem Kommentar schreibt er unter anderem:


Dass die Apotheker selbst über die Verteilung (der neuen Honorare) entscheiden sollen und die Finanzierung nach dem Vorbild des Nacht- und Notdienstfonds gesichert werden soll, macht dabei Hoffnung. Denn erstens muss um jeden Euro gekämpft werden, auch wenn er nicht über das System entscheidet. Und zweitens entsteht mit der Verteilung dieser Honorare in Apothekerhand eine neue zukunftsweisende Struktur, die noch hilfreich werden könnte.“

DAZ-Experte Dr. Thomas Müller-Bohn


Hier nochmals im Überblick, was Spahn im Apothekenmarkt vorhat:

Nun sind Sie an der Reihe: Welche Meinung haben Sie zu dem Thema? Bieten die Apothekenpläne von Jens Spahn überwiegend Chancen – aufgrund der Honorar-Erhöhungen? Oder sollte man die teilweise Öffnung der Rx-Preisbindung in keinem Fall zulassen?


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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12 Kommentare

Mogelpackung

von Jürgen Hauck am 13.12.2018 um 10:29 Uhr

Kurz und bündig:
Wir verlieren ein Angestelltengehalt durch die Versender, bekommen einen Bruchteil davon für mehr Dienstleistungen zurück und brauchen, um dies zu bewältigen, eine Person mehr Personal
Dabei wäre doch alles ganz einfach, nachdem sich die EU mit dem Tierarzneiversandverbot selbst ans Bein gepinkelt hat

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Bestens auf den Punkt gebracht, bravo

von Wolfgang Müller am 15.12.2018 um 13:23 Uhr

Geniale Zusammenfassung des JS/FS-Geheimprojekts. Und eher noch zurückhaltend, was den Worst Case betrifft.

Viele halsbrecherische Herleitungen zum Nachweis dieses Elends waren sicher zu ungeschickt und zu kompliziert - auch und vielleicht sogar besonders von mir selber. Aber wer das jetzt immer noch nicht kapiert und die Konsquenzen daraus zieht, dem ist nicht mehr zu helfen, was seine Fähigkeit betrifft, 1 und 1 zusammenzuzählen.

Taschenspielertrick

von Erik Modrack am 12.12.2018 um 22:51 Uhr

hierzu mein offener Brief an Friedemann Schmidt:

Sehr geehrter Herr Präsident Friedemann Schmidt,
mit Bestürzen habe ich die gestrigen mit Minister Spahn vorgestellten Ergebnisse aufgenommen.

Dieses Maßnahmenpaket den Apothekern und der Öffentlichkeit als Sicherstellungspaket für eine flächendeckende Versorgung zu verkaufen ist falsch. Entweder haben Sie sich über den Tisch ziehen lassen oder Sie sehen nur, was sie sehen möchten.

In Wirklichkeit profitiert hauptsächlich eine Versandapotheke mit Sitz in Holland und einem Vorstandsmitglied der freundschaftlich -früher auch geschäftlich- mit unserem Gesundheitsminister verbunden ist.

Was für Folgen hat das Paket:
Deutsche Apotheken (auch Versandapotheken) dürfen keinen Bonus geben, ausländische Versandapotheken weiterhin. Damit werden gezielt die Umsätze von deutschen Apotheke zu ausländischen verschoben. Folge Umsatzverlagerung von deutschen zu ausländischen Apotheken (keine Sicherstellung der Flächendeckenden Versorgung).

Bonusbegrenzung für ausländische Apotheken auf 2,50. Es gibt 2 große ausländische Versandapotheken: eine gibt 2,50 Bonus, die andere 5 Euro. Die Apotheke mit 5 Euro Bonus muss jetzt ihren Bonus auf 2,50 Euro absenken – wer profitiert: nicht die Apotheke vor Ort, sondern die Apotheke, die schon immer den 2,50 Euro Bonus gibt. Gleichzeitig verabschieden wir uns hiermit von der Forderung nach Gleichpreisigkeit, einer der Grundpfeiler der flächendeckenden Arzneimittelversorgung in Deutschland. Bei steigendem Rx Auslandsversand wird sich auch bald die Problematik der Inländerdiskriminierung ergeben.

Der einzige Punkt, der den Apotheken vordergründig zu Gute kommt, ist ein Paket von ca. 375 Mio aufgeteilt in eine Erhöhung des Notdienstfonds (ca. 110 Mio), der BTM Vergütung (ca. 15 Mio) und einem Fonds für pharmazeutische Dienstleistungen (ca. 240 Mio). Wo kommen denn die 375 Mio. effektiv her? 200 Mio. über eine Erhöhung der Vergütung und 175 Mio. werden durch gleichzeitige Kürzung im Zytostatikabereich finanziert.
Für die Pharmazeutischen Dienstleistungen müssen wir aber zusätzlichen Aufwand betreiben. Das bedeutet unterm Strich verteilen wir 175 Mio. um in 110 Mio. Notdienst, 15 Mio. BTM und für 40 Mio, die die Apotheker bisher hatten, müssen wir jetzt eine zusätzliche Leistung erbringen.

Sehr geehrter Herr Schmidt, die Apotheker haben gar keine Zusatzvergütung erhalten, es handelt sich um einen Taschenspielertrick! Wir dürfen zusätzliche Dienstleistungen erbringen, die bezahlt werden (müssen) und selbst davon bezahlen wir selbst noch 40 Mio durch Umverteilung!

Es ist ein Förderprojekt für eine spezielle Versandapotheke. Das kann man als Minister machen, sollte man aber nicht, ihn dabei unterstützen darf man aber nicht.

Nicht verstehen kann ich, wie man als Präsident der deutschen Apotheker dieses Paket unterstützen kann. Dieses Paket sichert in keiner Weise die deutsche Apothekenlandschaft und ist dazu überhaupt nicht geeignet.

Sorry Herr Schmidt, das war eine Fehlleistung. Lehnen Sie diesen Vorschlag ab. Wenn Sie selbst aus der Nummer nicht mehr rauskommen, bitten Sie -hinter verschlossenen Türen- Ihre Kollegen aus dem Gesamtvorstand dagegen zu stimmen. Dieses Paket ist das Ende der Apotheken wie wir sie kennen und schätzen.

Deshalb meine Bitte: Machen Sie etwas gegen dieses Paket oder lassen Sie es andere machen!

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Apotheker Erik Modrack

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Taschenspielertrick

von Reinhard Rodiger am 13.12.2018 um 0:42 Uhr

Danke! Dann muss ich nicht schreiben. Aber zur Ergänzung.Herr Schmidt hat an der Verkürzung des Zeitfensters aktiv mitgearbeitet-nach seiner hier berichteten Aussage.Das ist der Skandal. Er ist der Kopf dieses Deals.
Da helfen Beschwörungen nicht.Aber erkennen.

Falsche Fragestellung

von Reinhard Rodiger am 12.12.2018 um 20:32 Uhr

Die Fragestellung ist falsch.Chance und Risiko sind verknüpft.
Daher so nicht sinnvoll entscheidbar.V or allem dann nicht, wenn wesentliches ausgeblendet bleibt. Zu fragen wäre :

Wollen wir eine breite offene Debatte, um überhaupt abwägen zu können?

Ist die Bereitschaft auch der Führung dazu gegeben?

Werden alle Kräfte ausserhalb der ABDA genutzt-auch die eigenen?

Wer weigert sich aktiv, so verkauft zu werden?

Nach dem Stand der Dinge sind zuviele Fragen ausgelassen, verdrängt oder bewusst ignoriert worden.Es gab keine offene Information, bewusstes Verkleinern des Zeitfensters ein Kabinettstück der Fähigkeit, sich instrumentalisieren zu lassen.

Dazu muss ich um Hilfe der DAZ bitten - mangels Interesse der eigentlich Verantwortlichen. Wenn nicht,dann bitte den Beweis, dass meine Fragen nicht sinnvoll sind.

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: Falsche Fragestellung für einen dreckigen Deal

von Bernd Jas am 12.12.2018 um 23:43 Uhr

Lieber Reinhard,

im "verkauft zu werden", oder sich zu verkaufen (was noch viel schlimmer wiegt) liegt der nicht offensichtliche Kern dieses Affront´s.
Frau Buschow trifft es sehr genau. Wir haben die Verpflichtung zu einen staatlichen Versorgungsauftrag den wir wirtschaftlich immer weniger erfüllen können.
1.) steuerlich gesehen ist es dann Hobby.
2.) wir verweigern die Versorgung aus wirtschaftlichen Gründen. (Hochpreiser und Rezepturen)
Beides wird mehr und mehr von unseren Kollegen in Perfektion praktiziert.
Die einen ballern mit Tiefstpreisen und die anderen verweigern einfache Rezepturen; und als Kür der stolzen Profis, das Ganze noch in Kombination.

Wir verkaufen uns und lassen uns verkaufen!

Das Unrecht der ausländischen Boni und die Umgehung aller unserer Regeln und Grundsätzlichkeiten wird uns mit ein paar Euros maffiiert.
Wer muss sich an deutsche Regeln halten? Nicht der Maxe! 2,50 € Deckelung, ha,ha.
Die haben sich schon wegen Millionen hinter ihrer Grenze verschanzt und nich gezahlt .
16 Cent mehr für Notdienste, plus ein paar schwammige Millionen für BTM für den Ausverkauf der Pharmazeuten mit Leib und Seele. Näh´!

Ich habe da keinen Glauben, keine Hoffnung und keine Erwartung, dass es besser wird, ich weiß jetzt schon, dass es Ende 2019 wieder 250 Apotheken weniger sein werden.

Wieder mal in graziler Lähmung von sich immer wiederholenden schmalen Zeitfenstern vorgeführt zu werden, ist das Ergebnis dieser "professionellen" Plan-B-,-C-,-D-losigkeit!

Das Ende aller offenen Fragen.......wartet nicht.

AW: Wartet nicht

von Reinhard Rodiger am 13.12.2018 um 0:28 Uhr

Lieber Bernd,

Du hast ja Recht, was die Handlungen einiger angeht.Aber schlechte Beispiele gibt es überall. Allerdings ist das auch ein selbsterzeugter Druck. In den Hauptstrassen gelten die harten Geschäftspraktiken. Überleben geht nur durch Frequenz.Diese Abhängigkeit ist nicht Schuld der Einzelnen.Sie machen mit oder werden davon gefressen. Ich weiss,wovon ich rede aus eigener Erfahrung..Das wurde mit Absicht gemacht.Aus dieser Zeit stammt die Aussage 50% müssen weg. nur scheint das bis heute niemand wirklich zu kümmern.

Was ich sagen will ist, dass wir von den eigenen Leuten verkauft werden, ohne Widerstand. Der Kern des Affronts ist das Echo auf die Unfähigkeit unserer Vertretung.Das ist nicht Spahn.Das sind die, die heute beschönigend sagen, ein Drittel muss weg.(Das Drittel stammt aus den "Stuttgarter Gesprächen" 2017.) Nach 2hm sind es deutlich mehr.
Schmidt bringt sein Steckenpferd ins Trockene und klammert alles Störende aus.Das ist der Skandal..Das Problem ist, das sehen irgendwie zu wenige. Deshalb geht es nicht um die einfache Entscheidung Chance oder Risiko.Was passiert denn, wenn alle Risiko ankreuzen? Nichts.

"Wartet nicht" ist sehr richtig.Meinst Du Aussteigen oder Revolution? Weiter so ist tödlich.

AW: Falsche Fragestellung und keine Antworten

von Bernd Jas am 13.12.2018 um 12:03 Uhr

Es gibt kein "entweder oder" wenn man gefangen ist in diesem System.
Und Revolution wie 2012 in Berlin, oder Petitionen wie die von Chris R. mit dieser mitreißenden Hingabe aller Beteiligten?
Dann noch etwas Kollaboration aus dem inneren mit ein paar zur Hilfe eilenden Meldungen unserer sog. Qualitätsmedien und wir können den Sack von innen zu machen.

Kanzlerträume

von Atopom am 12.12.2018 um 19:13 Uhr

Erbärmliches Spiel des ehemaligen Kandidaten für den Parteivorsitz und damit für eine Kanzlerschaft.
So eine Politik - Interessen gegeneinander auszuspielen - braucht keiner in Deutschland.

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Wettbewerb

von Barbara Buschow am 12.12.2018 um 18:38 Uhr

Steuerlich behandelt wie Vollkaufleute, inhaltlich behandelt wie Beamte mit umfangreichem Regelwerk, wirtschaftlich jeglicher unternehmerischer Handlungsfreiheit beraubt sollen wir mit dem Großkapital konkurrieren. Wer darin auch nur den Hauch einer Chance für uns sieht, gehört nicht hinter den HV Tisch sondern in den Förderkurs Dyskalkulie.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wettbewerb

von Andreas Maurer am 12.12.2018 um 21:20 Uhr

Besser lässt sich dieser Nonsens wirklich nicht beschreiben.

Hauptsache mehr Hoffnung als Sorgen ...

von Christian Timme am 12.12.2018 um 18:31 Uhr

Sorry, aber dafür brauche ich k e i n e Experten ...

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