Pflanzenporträt

Thymian: aromatisch gegen Husten

01.03.2019, 12:00 Uhr

(Foto: TwilightArtPictures / stock.adobe.com)
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Für Liebhaber der mediterranen Küche stellt der intensiv aromatische Thymian  ein unverzichtbares Gewürz dar. Der ätherisch-Öl-reiche Lippenblütler ist aber auch als Heilpflanze praktisch unentbehrlich. In der Selbstmedikation zeigt sich das während der Erkältungszeit besonders deutlich.

Ätherisches Öl – überlebenswichtig 

Bricht man vom Echten Thymian (Thymus vulgaris) eine kleine Zweigspitze ab und zerreibt sie zwischen den Fingern, entströmt ihr ein aromatisch würziger Duft. Dieser stammt aus winzigen Drüsenschuppen, mit denen die graugrünen, ledrigen Blättchen dieses Lippenblütlers (Lamiaceae) besetzt sind. Beim Zerreiben werden die Drüsen verletzt und ihr gespeicherter Inhalt – das ätherische Öl – wird frei. Der mediterranen Pflanze dient das ätherische Öl an ihren trocken-heißen Standorten als Transpirationsschutz. So wird der Thymianstrauch vor dem Austrocknen bewahrt. Ein weiterer Nutzen des ätherischen Öls: Sein scharfer Geschmack hält Fraßfeinde ab. 

Antiseptisch wirksam 

Auch der Mensch macht sich die ätherisch-Öl-haltige Pflanze schon lange zunutze. Beispielsweise wurde Thymiankraut früher zum Räuchern verwendet. Außerdem sollen die alten Ägypter mit Thymian ihre Leichen einbalsamiert haben. Auch von Alexander dem Großen ist eine Anwendung überliefert: Der mächtige Eroberer badete auf seinen Feldzügen in einem Thymianauszug, um sich von Läusen zu befreien. Schon vor Jahrhunderten vertrauten die Menschen also auf eine zentrale Eigenschaft des Thymians: seine antiseptische Wirkung. Sie ist auch ein wesentlicher Grund für die therapeutischen Qualitäten von Thymus vulgaris. 

Expektorierend und spasmolytisch 

Die Keimhemmung beruht in erster Linie auf der Ätherisch-Öl-Komponente Thymol. Diese natürliche Substanz ist wesentlich stärker antibakteriell und antiviral wirksam als synthetisches Phenol. Mit einem Anteil von 30 bis 50 Prozent stellt Thymol den Hauptbestandteil des ätherischen Thymianöls dar, begleitet von Carvacrol. Die Konzentration dieser Inhaltsstoffe bestimmt die Qualität des ätherischen Öls. Neben der antiseptischen Wirkung entfaltet das ätherische Thymianöl auch bronchospasmolytische sowie sekretionsfördernde und expektorierende Effekte. Alle diese Eigenschaften machen das Thymianöl zu einem geeigneten Hustenmittel, insbesondere wenn zäher Schleim im Spiel ist. 

Gerbstoffe und Flavonoide mitbeteiligt 

In der Krautdroge Thymi herba ist das ätherische Öl mit einem Anteil von bis zu 2,5 Prozent enthalten. Die Droge zählt daher zu den Aromatika. Die Wirkung des ätherischen Öls wird noch durch weitere Drogeninhaltsstoffe ergänzt. Zu diesen wirksamkeitsmitbestimmenden Substanzen zählen insbesondere Lamiaceen-Gerbstoffe (vorwiegend Rosmarinsäure) sowie Flavonoide und Triterpene. Neben dem blasspurpurn blühenden Thymus vulgaris dient auch der weißlich blühende Thymus zygis (Spanischer Thymian) als Stammpflanze. 

Bei Katarrhen, Bronchitis und Keuchhusten 

Gemäß Kommission E kann Thymiankraut eingesetzt werden bei Katarrhen der oberen Luftwege sowie Symptomen der Bronchitis und des Keuchhustens. Die offizielle Indikation Keuchhusten stellt übrigens in der Phytotherapie eine Besonderheit dar. Diese Indikation für Thymiankraut wird auch von der europäischen Phytotherapie-Wissenschaftskooperative ESCOP aufgeführt. Hingegen sieht der Phytotherapieausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur EMA – das HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) – für Thymiankraut nur den traditionellen Gebrauch als Expektorans bei erkältungsbedingtem Husten vor.

Volksmedizinisch wird Thymiankraut außerdem bei Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit, als Diuretikum und als Wurmmittel eingesetzt. 

Als Tee oder Extrakt 

Als Fluid-, Trocken- oder Dickextrakt ist Thymi herba in mehreren gängigen Fertigpräparaten enthalten (z.B. Aspecton® Hustensaft, Bronchipret® Thymian Pastillen, Thymiverlan®). Thymianextrakt wird auch kombiniert mit anderen Extrakten, z.B. aus Efeu (z.B. Bronchipret® Saft TE) oder Primelwurzel (z.B. Bronchicum®). Thymi herba ist zudem eine beliebte und schmackhafte Teedroge (hierzu 1–2 g pro Tasse als Aufguss verwenden, 10 min ziehen lassen, mehrmals täglich). In zahlreichen Erkältungs- und Bronchialtees ist Thymiankraut mitenthalten (z.B. H&S® Erkältungstee, Salus® Hustentee, Sidroga® Husten- und Bronchialtee). 

Heimischer Vertreter: Quendel 

Der verholzende Zwergstrauch Thymus vulgaris ist im Mittelmeerraum zu Hause und wächst hierzulande nur als Kulturpflanze. Er wird bei uns gerne im Kräutergarten angepflanzt, weshalb man ihn auch als Gartenthymian bezeichnet. Heimisch in unseren Breiten ist dagegen sein „kleinerer Bruder“ Thymus serpyllum (Wilder Thymian, Feldthymian, Sandthymian). Pharmazeutisch ist der Wilde Thymian als Quendel bekannt. Der ausdauernde Zwergstrauch mit den rosa-violetten Blütenquirlen kommt vor allem in Süddeutschland vor, und dies bis auf Höhen von 2.000 Metern. Auf trockenen, steinigen Standorten bildet er mit seinen kriechenden Stängeln oft ausgedehnte Matten.

Geschmacklich im Vorteil 

Quendelkraut (Serpylli herba) enthält deutlich weniger ätherisches Öl (nur 0,2–0,6 Prozent) als Thymi herba. Außerdem weist es eine andere quantitative Zusammensetzung auf mit weit geringerer Konzentration an Thymol. Die Droge wird bei Katarrhen der oberen Luftwege eingesetzt, wirkt jedoch schwächer als Thymi herba. Teeliebhaber bevorzugen mitunter Quendelkraut, weil es milder schmeckt als der Echte Thymian. Der Quendel wird in der Volksmedizin seit Langem auch als Magenmittel geschätzt. Außerdem versprach man sich von ihm eine aphrodisierende Wirkung. Vielleicht nimmt darauf ja sein Name Bezug: Das griechische Wort „thymos“ bedeutet so viel wie „Lebenskraft“. 


Ulrike Weber-Fina, Diplom-Biologin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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