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Analyse
Regionalisierte pharmazeutische Dienstleistungen – ein Trojanisches Pferd
Pharmazie statt Convenience
Noch deutlicher zeigt sich das drohende Ungleichgewicht auf Patientenebene: Das Angebot etwa einer Medikationsanalyse oder einer intensivierten Chroniker-Betreuung würde sich nicht nach dem tatsächlichen medizinischen Bedarf richten, sondern nach der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kasse. Das dürfte auch aus Sicht des Gesetzgebers nicht wünschenswert sein. Die Honorierung einer pharmazeutischen Betreuung ist weder ein Almosen an die Apotheken noch ein Luxusgut: Sie kann Fehlanwendungen von Arzneimitteln, Neben- und Wechselwirkungen verhindern und sich so positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken, Krankenhauseinweisungen vorbeugen und in einzelnen Fällen vielleicht sogar Leben retten. Dass Krankenkassen sie zu Werbezwecken instrumentalisieren, gilt es zu verhindern.
Die Apotheken sollten auch nicht zum verlängerten Arm des Krankenkassenmarketings werden. Das würde das heilberufliche Selbstverständnis der Apotheker untergraben. Dass solche Ideen überhaupt in die Diskussion gekommen sind, dürfte leider wesentlich an den diffusen Vorstellungen über die Dienstleistungen liegen. Vermutlich geistert in den Köpfen von Politikern und Krankenkassenvertretern immer noch der Gedanke herum, dies seien Angebote für die Convenience der Patienten. Da Leistungen der pharmazeutischen Betreuung bisher in Deutschland allenfalls in Modellprojekten bekannt sind, fehlt den meisten Betrachtern wohl eine Idee, was die Apotheker überhaupt meinen. Leider hat die ABDA dieses Problem mit dem Schweigen über die möglichen Dienstleistungen verschärft. Gerade das lange Warten auf das Gesetz hätte die Chance geboten, mögliche neue Leistungen bekannt zu machen, das Interesse der Patienten zu wecken und vor allem dem Publikum endlich zu erklären, was pharmazeutische Betreuung überhaupt ist. Das gelingt am besten mit dem Hinweis auf konkrete Angebote. Doch stattdessen macht die ABDA noch immer ein riesiges Geheimnis um die möglichen Leistungen.
Kein Vergleich mit den Ärzten
Oft ziehen die Befürworter der regionalisierten pharmazeutischen Dienstleistungen das Modell der Selektivverträge aus dem kassenärztlichen Bereich heran. Dieser Vergleich hinkt jedoch: Für die Ärzte sind solche Verträge lediglich ein kleiner zusätzlicher Anreiz, bestimmte Leistungen zu erbringen. Für die Apotheker will die Politik jedoch ein zusätzliches finanzielles Standbein schaffen, auf das sich bei einer Regionalisierung jedoch nicht alle Betriebe stützen könnten.
Dazu kommt noch ein weiterer Punkt: Anders als bei den Ärzten gibt es bei den Apothekern keine Bedarfsplanung, sondern eine Niederlassungsfreiheit. Es erscheint naheliegend, dass Kollegen, die eine Apotheke gründen oder übernehmen möchten, sich auf Gebiete konzentrieren, in denen sie attraktive Leistungen für gutes Geld anbieten können – und sich damit übrigens gleichzeitig einen Vorteil bei der Personalakquise verschaffen. Für Regionen, in denen solche Leistungen nicht oder nur in geringem Umfang verfügbar sind, könnte sich dies negativ auf die Apothekendichte auswirken.
3 Kommentare
Dienstleistungen als Spalter
von ratatosk am 13.10.2020 um 10:02 Uhr
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Träume
von Karl Friedrich Müller am 12.10.2020 um 21:41 Uhr
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Pharm. Dienstleistungen
von Scarabäus am 12.10.2020 um 18:32 Uhr
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