Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

19.06.2022, 07:30 Uhr

Pharmazeutische Dienstleistungen im güldenen Glanz? Von wegen! (Foto: Alex Schelbert)

Pharmazeutische Dienstleistungen im güldenen Glanz? Von wegen! (Foto: Alex Schelbert)


17. Juni 2022

Ohne PTAs läuft keine Apotheke mehr – diesen Satz wird wohl jede Apothekenleiterin, jeder Apothekenleiter unterschreiben. Das Problem ist: Es gibt nicht genug PTAs, der Zulauf zur PTA-Ausbildung ist gelinde gesagt mäßig bis schwach. Das mag verschiedene Gründe haben, beispielsweise könnte es mit der fehlenden Ausbildungsvergütung für PTAs zusammenhängen, oder mit dem nicht gerade üppigen Gehalt oder den oft besser bezahlten Möglichkeiten für PTAs außerhalb der Apotheke. Apothekerkammern machen sich derzeit viele Gedanken, was gegen den Nachwuchsmangel vor allem bei PTA getan werden kann. Zu recht, mein liebes Tagebuch, das Problem muss man irgendwie in den Griff bekommen, sonst sind fehlende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch ein Grund, warum die Zahl der Apothekenschließungen steigt. Bei den Kammern scheint das Thema ernsthaft angekommen zu sein. In der Kammerversammlung Brandenburg war die fehlende Vergütung während der Ausbildung ein Thema. Hier brachte der Leiter der PTA-Schule von Eisenhüttenstadt einen Vorschlag ins Spiel: ein Stipendienprogramm, finanziert von Apotheken des Landes. So könnten beispielsweise in einer von mehreren Varianten 450 Euro an Ausbildungsvergütung bezahlt werden. Auch auf der Kammerversammlung im Saarland war der akute und langfristige Personalmangel eines der zentralen Themen. Kammerpräsident Manfred Saar ist der festen Überzeugung: Ohne eine duale Ausbildung sei der PTA-Beruf „mausetot“. Eine duale Ausbildung beinhaltet nämlich eine Vergütung während der Ausbildung. Er gibt allerdings auch zu bedenken, dass das verhältnismäßig geringe Gehalt nach der Ausbildung auch ein Grund ist, warum viele Berufseinsteiger eher andere Gesundheitsberufe wählen. Auf Ideensuche ist man auch in Schleswig-Holstein. Dort stellte Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen den Nachwuchsmangel in den Mittelpunkt der Diskussion: Ausbildungsfinanzierung für PTA war ein Thema. Die Kammer will das unbedingt angehen und eine Arbeitsgruppe dazu einsetzen. Mein liebes Tagebuch, endlich wird die fehlende Ausbildungsvergütung für PTA ein Thema. Was damit aber unmittelbar zusammenhängt: die fehlende Anpassung des Apothekenhonorars. Die AK Schleswig-Holstein wird einen Antrag für den Deutschen Apothekertag vorbereiten mit dem Vorschlag, dass die Politik für eine zusätzliche Apothekenhonorierung sorgen solle, bei der sich die Apotheken verpflichten, das Geld vollständig an die Mitarbeiter weiterzugeben. Mein liebes Tagebuch, so nach und nach gibt es Ideen, hoffen wir, dass die eine oder andere die Chance hat umgesetzt zu werden, bevor es zu spät ist.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Wer macht so was ?

von ratatosk am 20.06.2022 um 14:56 Uhr

Würde mit diesem Deckel sicher so keiner sonst so abschließen.
Aber, es ist auch nicht so wild, die Personalfragen werden es zum einen regeln und zum anderen kann man es selbst regeln da man ja Termine vergeben muß um es vernünftig zu gestalten, da sind Wartezeiten gut zu erklären und bringen bei sachgerechter Beratung nur die GKV in Erklärungsnot.

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Abrechnungs-Mechanismus

von Tobias Kast am 20.06.2022 um 8:35 Uhr

Was sind die Folgen, wenn nun viele Apotheken ab 1.000 € / Quartal (ca 1 BDM pro Tag, auch durch PTAs machbar) die Arbeit an pDL einstellen würden - um nicht knappes Personal für potentiell unbezahlte Arbeit einzusetzen?
(Außenwirkung?)

Fördert eine "Berücksichtigung der Priorität" auch bei dem "sicheren" Betrag wirklich eine Erbringung von höher priorisierten Dienstleistungen, wenn man dadurch bereits erbrachte, niedriger priorisierte DL "in den Wettbewerb um Bezahlung" schiebt?
(Oder ist hier eine umgekehrte Berücksichtigung 3>2>1 gemeint? ... ... ... )

Ist ein "Wettbewerb darum, überhaupt bezahlt zu werden" wirklich das richtige Signal über die vorhandenen Reserven in vielen Apotheken? (An den Nachwuchs? An die Politik?)

Was ist die Begründung für diese Entscheidung? Welche Alternativen wurden abgewogen?
Sollte hier z.B. eine Budgetierung über ein Punktesystem vermieden werden? (z.B. mit der Sorge, damit keine Kostendeckung zu erreichen...?)
Wurden Konzepte wie das von Prof Herzog hier umrissene überhaupt erwogen?
(Und nachdem die Verbände jetzt ihre ganz eigene Gedisa haben und ein "Apotheken-Manager" schon steht... wäre ja evtl ein Platz für so eine Budget-Zuweisungs-Plattform...)
War hier evtl die Angst das Budget auf diesem Wege nicht auszuschöpfen - auch z.B. wieder als falsches Signal über Reserven und Budgetbedarf in Apotheken - zu groß?

Wie war das mit der Transparenz?...
vielleicht im Nachgang...?
Oder ist nach dem einen Hinderungsgrund = vor dem anderen Hinderungsgrund...?

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AW: Abrechnungs-Mechanismus

von Reinhard Rodiger am 20.06.2022 um 10:51 Uhr

Ich glaube, der Gedanke überhaupt bezahlt zu werden,hat alles überlagert.Hinzu kommt die Chance, die wenigen zum Überleben noch vorgesehenen mit Material zu versorgen.60%
sind nicht mehr vorgesehen.Gerade die bräuchte man, wenn eine Verbesserung der Einstellungsqualität bei Hypertonikern tatsächlich das Ziel wäre.Ein paar Leuchttürme für eine Massenerkrankung macht keinen Sinn.Ebenso macht es keinen Sinn, Diabetes weg zu lassen.Nebenbei, in England wurde die MUR (Medication Review) abgesetzt.Hier gilt sie als wichtigstes.Mir fehlt die Zielsetzung. Da konkurriert das ominöse „Überhaupt“ mit dem Umfang dessen was erreicht werden soll.Danach würde sich die Höhe des Budgets richten.
Also Verbesserung der Einstellungsqualität um x%. Oder bei 5 Mio Patienten mit Polymedikation y% erfassen usw. Nach diesen Kriterien bemisst sich ein Budget, das hinsichtlich
Nutzen verfolgt wird.Das heißt, das Ziel ist maßgebend, nicht
der Wille, bei irgendwas bezahlt zu werden.

Kluger Verteilmechanismus!??

von Reinhard Herzog am 19.06.2022 um 10:20 Uhr

Sorry, aber einen blöderen Verteilungsmechanismus kann man sich wohl kaum vorstellen. Das einzig Positive: Bis gerade mal zur Hälfte - das entspricht den 1.000 € / Quartal + Apotheke - ist quasi alles egal.

Darüber beginnt die Honorar-Geisterbahnfahrt je nach Prio-Gruppe.

Nun gut, irgendwie muss man halt starten, so what. Aber das kann keinesfalls so bleiben, aus gesundheitsökonomischen, aber auch aus Gründen der Planungssicherheit.

Man wird einen neuen Mechanismus brauchen.

Die pDL wird man einzeln budgetieren müssen, d.h. xa, xb, xc Mio. für AMTS a, b, c ..., y Mio. für Inhalator-Schulungen, z Mio. für Blutdruckmessungen, ... Mio. für ... künftige Leistungen. Idealerweise je nach Kosten-Nutzen-Relation.

Nicht alle Apotheken werden alle Qualifikationen haben, und davon werden nicht alle alles anbieten wollen. Jenen für die einzelne Leistung Honorarverteilungsberechtigten wird dann z.B. nach Zahl der individuellen Rx-Packungen (= einfachstes Kriterium für die Mengensteuerung) ein individuelles Budget für die einzelnen Leistungen zugewiesen (Anzahl pro Quartal / Jahr). Damit weiß jeder, was er abrechnen kann - im Vorhinein.

Dazu müssten sich zwar die Apotheken entsprechend registrieren, was aber in unserer heutigen IT-Welt kein Problem sein sollte. Da müssen wir für weitaus unsinnigere Dinge zahlreiche IT-Prozeduren über uns ergehen lassen.

Diese Frage ist elementar für den Erfolg der pDL und sollte schnellstmöglich angegangen werden,

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