Rettung für Helgolands Inselapotheke

Aus Bayern an die Nordsee

04.12.2024, 09:15 Uhr

Die gebürtige Münchnerin Anika Schwarzmann (hier mit einem ihrer drei Kinder) wird wohl die zukünftige Insel-Apothekerin auf Helgoland. (Foto: privat) 

Die gebürtige Münchnerin Anika Schwarzmann (hier mit einem ihrer drei Kinder) wird wohl die zukünftige Insel-Apothekerin auf Helgoland. (Foto: privat) 


Nach über drei Jahren Suche nach einem Nachfolger hat sich mit der gebürtigen Münchnerin Anika Schwarzmann nun eine neue Apothekerin für die Offizin auf der Insel gefunden. Geholfen hat der Newsletter der Deutschen Apotheker Zeitung.

Wenn man den Post in der Facebook-Gruppe „Wenn Du Helgoland kennst, dann…“ verfolgt, ahnt man, welche Bedeutung es für die Helgoländer hat, dass ihre einzige Offizin auf Deutschlands entlegenster Insel nun wohl doch nicht vor dem Aus steht. „Das sind gut Nachrichten“ oder „Oh wie wunderbar“ ist der Tenor der Kommentare.

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Lange Zeit sah es so aus, als fänden das Noch-Apotheken-Inhaberehepaar Carsten Hase und Isolde Maiwald-Hase keinen Nachfolger nach ihrem für Ende 2024 angekündigten Rückzug aus der Selbstständigkeit. Über drei Jahre hatten sie vergeblich gesucht, müde von der Corona-Krise und vom Dauereinsatz 365 Tage im Jahr für 1253 Insulaner (Stand Ende 2023) und mehr als 315.000 Touristen jährlich, von überbordender Bürokratie und dem Gefühl des Im-Stich-gelassen-Werdens als Apotheker seitens der Politik.

Nun hat Carsten Hase wieder deutlich bessere Laune: „Ich bin glücklich, über das, was sich da anbahnt. Ich freue mich sehr“, sagt er. Noch seien die Verträge nicht unterschrieben, doch es sieht alles danach aus, als ob die nächste Inhaberin der Insel-Apotheke eine gebürtige Bayerin wird.

Umzug in den Norden mit Mann und drei Kindern

Anika Schwarzmann heißt sie, ist 47 Jahre alt und derzeit noch angestellte Apothekerin in der Maximilium-Apotheke im bayerischen Donauwörth. Dass die gebürtige Münchnerin bald mitsamt Mann und drei Kindern aus Schwaben rund 639 Kilometer nach Norden zieht und die Insel-Apotheke vor dem Aus rettet, hat auch etwas mit der Deutschen Apotheker Zeitung zu tun.

Im Newsletter nämlich wurde sie auf die Berichterstattung auf das drohende Ende der einzigen Insel-Offizin aufmerksam und fand dort auch den Kontakt zum Bürgermeister der Insel, Thorsten Pollmann.

Sie habe sich nicht sofort gemeldet auf die Stelle, die ihr mit den Rahmenbedingungen „autofreie Insel“ und Schule vor Ort für die Kinder bis zur zehnten Klasse sehr reizvoll erschienen sei. Doch dann habe ihr das Ganze keine Ruhe gelassen und sie habe einige Wochen später eine E-Mail an Pollmann geschrieben. Und der habe nur wenig später zurückgerufen und sie von der neuen Aufgabe überzeugt, sagt sie.

Ein neues Abenteuer

In gewisser Weise stellt die Apotheke auf Helgoland für Schwarzmann und ihre Familie ein weiteres Abenteuer dar, sagt die Apothekerin. Stationen der „Apothekerin aus Leidenschaft“, wie sie sich selbst beschreibt, waren neben ihrem Geburtsland Bayern bereits unter anderem Haiti, Nepal und Brandenburg. „Ich arbeite gerne mit Menschen und ich helfe auch gerne“, sagt sie. Ein Traumberuf für sie, in dem sie sich auch gerne für Menschen in Not einsetzt. Wie in Haiti, wo sie nach dem verheerenden Erdbeben als Freiwillige für die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ als flying pharmacist arbeitete. Dabei lernte sie auch ihren Ehemann Ben Caulfield, gebürtiger Engländer, kennen und lieben, der sich als Hygiene-Techniker um die Wasserversorgung der Notunterkünfte kümmerte.

„Für die Ärzte ohne Grenzen war ich insgesamt rund zwei Jahre im Einsatz an verschiedenen Orten“, erzählt Schwarzmann. Die Zentralafrikanische Republik, der Südsudan und Tadschikistan gehörten dazu, zuletzt eine Mutterschaftsvertretung im Büro der Organisation in Amsterdam.

Mit ihrem Sohn schwanger folgte sie ihrem Mann schließlich für rund anderthalb Jahre nach Nepal, wo er für UNICEF im Einsatz war. In Nepal wurde dann auch Sohn Finian (7) geboren. Die Töchter Fleur (6) und Sala (10) sind die zwei weiteren Kinder der Familie

Anschließend ließ sich das Paar zunächst in einem Dorf in Brandenburg nieder – und traf auf eine eher verschlossene Dorfgemeinschaft. Rund vier Jahre habe man es dort ausgehalten, ein Haus saniert und Schwarzmann habe in einer Apotheke gearbeitet, die sie auch habe übernehmen wollen. Doch die schwierige Stimmung in dem Ort besonders ihren Kindern gegenüber habe die Familie dazu gebracht, in die alte Heimat nach Bayern ins schwäbische Donauwörth überzusiedeln.

Vorbesitzer bleiben als Angestellte in der Apotheke

„Das ist hier auch eine ganz tolle Apotheke, in der ich arbeite“, sagt Schwarzmann. Die Chefin und die Mitarbeiter hätten ihr bereits gesagt, dass sie sie schon jetzt vermissen würden. „In der Maximilium-Apotheke wird übrigens auch noch eine Nachfolgerin für mich gesucht“, verrät die Apothekerin.

Aber die Aussicht auf ihre erste eigene Apotheke auf Helgoland sei einfach toll, sagt sie. „Ich freue mich sehr darauf und es ist eben in gewisser Weise ein neues Abenteuer“, sagt sie. Mit dem Ehepaar Hase sei sie bereits in regem Kontakt und verstehe sich bestens mit ihnen.

Mit Inseln kenne sie sich auch aus, sagt sie lachend. Ihr zweites praktisches Jahr habe sie etwa auf Malta verbracht. „Und meine Familie und ich sind sehr aufgeschlossen für Neues.“ Gemeinsam haben die fünf Helgoland bereits besucht und die Insulaner schon ins Herz geschlossen.

Das Ehepaar Hase, seit jeher verliebt in die Insel, bleibt Helgoland und der Apotheke im Übrigen erhalten. Sie werden als Angestellte für Schwarzmann weitermachen. „Das ist jetzt das Beste für die Insel und auch für uns“, sagt Carsten Hase. In der neuen Konstellation soll es dann auch endlich mal Urlaub als Paar geben. „Wir haben da einige Ziele im Auge.“


Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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