DAZ-Adventsrätsel – Tag 7

Was einen Kreml-Kritiker mit der Alzheimer-Erkrankung verbindet

Stuttgart - 07.12.2024, 06:53 Uhr

Ungemütliches Sibirien. Auf bis zu -72°C können die Außentemperaturen im Winter sinken, bis zu neun Monate im Jahr liegt Schnee. Hier starb der russische Oppositionspolitiker Alexei Anatoljewitsch Nawalny im Strafgefangenenlager. (Foto: Andrei Stepanov / AdobeStock)

Ungemütliches Sibirien. Auf bis zu -72°C können die Außentemperaturen im Winter sinken, bis zu neun Monate im Jahr liegt Schnee. Hier starb der russische Oppositionspolitiker Alexei Anatoljewitsch Nawalny im Strafgefangenenlager(Foto: Andrei Stepanov / AdobeStock)


Sibirien: ein Stück Erde mit wunderschöner Natur – und gleichzeitig tödlich. Wie ein russischer Oppositionspolitiker dort vergiftet werden sollte und was das mit Alzheimer zu tun hat, davon handelt unser heutiges Adventsrätsel.  

Er starb im Alter von nur 47 Jahren unter bis heute nicht geklärten Umständen in einem russischen Strafgefangenenlager in Sibirien: Alexei Anatoljewitsch Nawalny, russischer Oppositionspolitiker und Kreml-Kritiker. Die Nachricht seines Todes löste weltweit Bestürzung aus. Nicht einmal vier Jahre zuvor hatte die Welt schon einmal den Atem angehalten: Nawalny wurde Opfer eines Giftanschlags mit dem Nervengift Nowitschok - und überlebte. 

Alexei Nawalny war im August 2020 nach Sibirien gereist, um vor den anstehenden Regionalwahlen Gespräche mit anderen Oppositionspolitikern zu führen. Auf dem Rückflug nach Moskau brach er zusammen und wurde bewusstlos. Nachdem er zwei Tage in einem russischen Krankenhaus behandelt wurde, erreichten seine Familie und seine Anhänger eine Verlegung an die Berliner Charité. Schnell wurde klar, dass es sich um eine Vergiftung mit einem Cholinesterase-Hemmer handelte, Nawalny wurde mit dem Parasympatholytikum Atropin behandelt. Schließlich identifizierten Speziallabore des Nervengift Nowitschok als Ursache der Vergiftung. 

Was ist Nowitschok? Es handelt sich nicht um eine Einzelsubstanz, sondern eine Gruppe von schätzungsweise 100 Substanzen, allesamt irreversible Cholinesterase-Hemmer. Ihre Entwicklung in geheimen russischen Forschungsinstituten reicht in die Zeit des Kalten Krieges in den 1970er- und 1980er-Jahren zurück und diente militärischen Zwecken. Die Substanzen der Nowitschok-Gruppe gehören zu den tödlichsten Nervengiften, die von Menschenhand geschaffen wurden: Sie werden über Haut und Schleimhäute aufgenommen, die tödliche Dosis beträgt nur rund ein Milligramm. Ein wenig Pulver auf einem Türgriff oder in einem Getränk genügt. Durch Hemmung der Cholinesterase kommt es zur Anreicherung des Neurotransmitters Acetylcholin im zentralen und peripheren Nervensystem. Verstärkter Tränen- und Speichelfluss, gesteigerte Peristaltik, Sprachstörungen und Parästhesien sind erste Symptome, am Ende versterben die bewusstlosen Opfer durch Lähmung der Atem- und Herzmuskulatur. 

Sie kennen Sich nicht mit chemischen Kampfstoffen aus, aber Cholinesterase-Hemmer kommen Ihnen bekannt vor? Richtig, es gibt auch – deutlich weniger toxische – Arzneistoffe, die ihre Wirkung über eine Inhibition der Acetylcholinesterase entfalten. Galantamin zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit ist ein solcher Wirkstoff. Und damit kehren wir zurück ins kalte Sibirien: Das Alkaloid Galantamin wird heute als Arzneistoff synthetisch hergestellt, wurde aber ursprünglich aus einer Pflanze isoliert. Sie stammt zwar nicht aus Sibirien, aber jeder bringt sie mit Schnee und Kälte in Verbindung, weil sie eine der ersten ist, die sowohl in Russland als auch in Deutschland zum Winterende zu blühen beginnt. 

Frage: 

Aus welcher Pflanze (deutscher Gattungsname) wurde Galantamin erstmals isoliert?

Die Antwort lautet:

Schneeglöckchen


Deutsche Apotheker Zeitung
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