Prisma

Magersucht: Rolle von Leptin

Erste Daten deuten darauf hin, daß möglicherweise Störungen im Leptinhaushalt für die Problematik bei der Therapie von Magersüchtigen verantwortlich sind.

Leptin, das in den Fettzellen produziert wird, ist an der Regulierung der Nahrungsaufnahme und des Körpergewichts beteiligt. Hohe Leptinspiegel führen im Tiermodell zur Verminderung des Appetits und zur Gewichtsabnahme, niedrige Leptinkonzentrationen bewirken das genaue Gegenteil. Leptin wurde bisher vor allem als potentieller Ansatzpunkt zur Therapie der Adipositas erforscht. Wissenschaftler an der Universität Marburg untersuchten nun erstmals die Rolle des Leptins bei der Magersucht. Die Marburger Forscher unter der Leitung von Prof. Hebebrand erfaßten die Leptinkonzentrationen im Blut von 13 Mädchen, die aufgrund einer Magersucht behandelt wurden. Dabei zeigte sich, daß die Leptinspiegel zu Beginn der Behandlung sehr niedrig waren, ein Zeichen dafür, daß das Leptin bei der Entstehung der Anorexia nervosa offensichtlich keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt. Durch die erzwungene Gewichtszunahme während der Therapie entwickelten die Magersüchtigen jedoch Leptinspiegel, die weit über dem Normalwert lagen. Verbunden war dieser Anstieg mit Appetitlosigkeit und in der Folge mit Nahrungsverweigerung. Das Gewicht der Patientinnen stagnierte oder nahm sogar wieder ab. Obwohl es sich bei den Daten natürlich nur um vorläufige Ergebnisse handelt, deutet die Studie doch darauf hin, daß dieser abnormal hohe Anstieg der Leptinkonzentration dafür mit verantwortlich ist, daß es Magersüchtigen so schwer fällt, wieder ein normales Gewicht zu erreichen. Magersucht scheint somit doch nicht ausschließlich eine psychische Störung zu sein, sondern besitzt durchaus auch eine physische Komponente.

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