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- DAZ 31/1997
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Arzneimittel und Therapie
Infektionskrankheiten: Alte und neue Plagen
""""Alte" Krankheiten wie die Tuberkulose treten wieder vermehrt auf, nicht nur in der Dritten Welt. So sterben jedes Jahr 3 Millionen Menschen an Tuberkulose, und ein Drittel der Weltbevölkerung ist infiziert. Noch immer werden jährlich 500 Millionen Menschen von Malaria befallen, 2 Millionen Menschen sterben daran. In vielen Teilen der Welt wird Malaria zu einem immer größeren Problem. Epidemien treten wieder in Gegenden auf, wo die Übertragung unterbrochen gewesen war, und sie gehen einher mit einer Verschlechterung der sozialen und wirtschaftlichen Umstände. Unter dem Begriff der Virushepatitis werden verschiedene Infektionskrankheiten zusammengefaßt: Man kennt zur Zeit sechs verschiedene Viren, die eine Leberentzündung verursachen. Die Hepatitiden B und C, die durch kontaminiertes Blut und Blutprodukte übertragen werden, haben wegen ihres Langzeiteffektes die ernstesten Auswirkungen, so verursachen sie 82% der jährlichen Leberkrebserkrankungen. Mehr als 2 Milliarden Menschen sind heutzutage mit Hepatitis B infiziert. Etwa 350 Millionen von ihnen sind chronisch erkrankt und tragen daher das Risiko schwerwiegender Erkrankung oder Tod durch Leberzirrhose oder Leberkrebs. Jedes Jahr sterben mehr als 1 Million Hepatitis-B-Träger an den Folgen dieser beiden Krankheiten.
Während der letzten 20 Jahre sind neben diesen "alten Plagen" mindestens 30 neue Krankheiten bekannt geworden, die in zunehmenden Maße die Gesundheit von Milliarden von Menschen bedrohen. Dazu gehören die Legionärskrankheit, hämorrhagisches Ebolafieber, hämorrhagische Kolitis durch E. coli, Lyme-Borreliose, AIDS, durch Helicobacter pylori verursachte gastrointestinalen Ulkuserkrankungen, Hepatitis E und C. Das Abwandern großer Menschenmengen in die Stadt und die schlechten hygienischen Zustände begünstigen die Ausbreitung von Infektionen und die Entstehung neuer Keime. Heute sind viel mehr Menschen weltweit unterwegs, so daß Krankheitserreger binnen 24 Stunden an jeden Ort der Welt verschleppt werden können. Aber auch Klimaanlagen tragen zur Verbreitung von Bakterien bei.
Nach nahezu 50 Jahren erfolgreichen Antibiotikaeinsatzes nehmen die Meldungen über Resistenzen gegen die Wunderwaffe Antibiotika zu. Das Resistenzproblem ist zwar nicht neu. Bereits in den frühen vierziger Jahren lagen erste klinische Studien vor, die nicht nur die Wirksamkeit des Penicillins bestätigten, sondern auch die Resistenzentwicklung bei zunächst empfindlichen Erregern. Neu ist allerdings das seit einigen Jahren verstärkte Auftreten von Multiresistenzen, die die Auswahl der einsetzbaren Substanzen stark einschränken. Durch den massiven und oftmals zu unkritischen Einsatz von Antibiotika wurde der Selektionsdruck auf die Mikroorganismen so groß, daß es zur Selektion von resistenten Stämmen gekommen ist. Nach einer Studie der Paul-Ehrlich-Gesellschaft schien die Zahl resistenter Bakterien von 1975 bis 1986 nicht mehr zu steigen. Erst neuere Untersuchungen zeigen dramatische Änderungen, so kam es von 1990 bis 1995 zu einer Verdreifachung der oxacillinresistenten Staphylococcus-aureus-Stämme. Auch die Aminoglykosidresistenz stieg in den letzten Jahren erheblich. Besorgniserregend sind die Meldungen über das Auftreten der ersten vancomycinresistenten Staphylokokken. Vancomycin gehört zu den letzten Waffen, wenn andere Substanzen wie Oxacillin und Beta-Lactamantibiotika versagen. In sechs von elf Kliniken in Japan sind resistente Staphylokokken isoliert worden. Die dort aufgetretenen Keime sind zwar noch nicht hochresistent, aber resistenter als früher. Die Aussage, daß es bei Vancomycin zu keiner Resistenz kommen kann, ist inzwischen durch Versuche aus den USA widerlegt worden. Der Resistenzmechanismus ist noch unbekannt.
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