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ACE-Inhibitor-induzierter Husten: Erfolge Picotamid
Die genaue Ursache hierfür ist immer noch unklar. In einer von Italienischen Wissenschaftlern veröffentlichten Studie werden neue Zusammenhänge diskutiert und ein erfolgreicher Ansatz beschrieben, den quälenden ACE-I induzierten Husten zu mildern bzw. ganz zu unterbinden. Sie vermuteten, daß durch die ACE-Inhibitoren (ACE-I) die Arachidonsäurekaskade in Gang gesetzt wird. Am Ende dieser Kaskade steht u.a. Thromboxan. Ihm werden Eigenschaften zugeschrieben, die mittelbar einen Hustenreiz auslösen können: Thromboxan wirkt vasokonstriktorisch und unterstützt andere Stoffe in ihren bronchokonstriktorischen Eigenschaften (z.B. Kinine). Desweiteren bewirkt Thromboxan eine Aggregation von Blutplättchen. Es sollte daher bewiesen werden, daß bei Patienten mit ACE-I induziertem Husten erhöhte Thromboxan-Werte vorliegen. Ein fast noch dringenderes Anliegen der Wissenschaftler war es, die arachidonsäurekaskade mit der ungünstigen Thromboxan-Bildung auszuschalten.
Mit der Substanz Picotamid, die am Ende der Kaskade eingreift, sollte dieses Ziel erreicht werden: Der Antagonist Picotamid bewirkt, daß das für die Herstellung von Thromboxan benötigte Enzyme (Thromboxansynthase) gehemmt wird und der Thromboxan/Prostaglandin-Rezeptor-Antogonismus gestört wird. Desweiteren wirkt Picotamid als Aggregationshemmer. Die Studie (randomisiert, placebokontrolliert) wurde an 9 Patienten durchgeführt, die unter Bluthochdruck leiden. Keiner der Teilnehmer war Raucher oder litt unter Atemwegserkrankung. In der Vergangenheit wurden die Hypertoniker bereits mit ACE-Hemmern behandelt, so daß allen Teilnehmern vor Beginn der Studie die Symptome eines ACE-I induziertem Husten bekannt waren. Für die Dauer von zwei Wochen erhielten die Patienten zusätzlich zu ihrer Enalapril-Einnahme (20 mg pro Tag) zweimal täglich 600 mg Picotamid oder ein Placebo. Diese Behandlung wurde für die Dauer von zwei Wochen durchgeführt, dann erfolgte die jeweils andere Therapieform. Bei einer Kontrollgruppe, bestehend aus 13 Patienten mit Bluthochdruck jedoch ohne das Symptomen eines ACE-I induzierten Husten, wurde nur Enalapril verabreicht (20 mg/Tag).
Während der Behandlung führten die Teilnehmer ein "Husten-Tagebuch" und visualisierten anhand einer Skala von eins bis zehn die Häufigkeit ihrer Hustenanfälle (0 = kein Husten, 10 = permanenter Husten). Neben einer Blutdruckkontrolle wurde täglich eine Urinuntersuchung durchgeführt und die Gehalte der Substanzen 11-Dehydro-Thromboxan-B2 (TXB2) und 6-Keto-PGF1N bestimmt. Bei TXB2 handelt es sich um einen stabilen Thromboxan-Metaboliten. Die TXB2- Ergebnisse geben Hinweise darauf, ob bei den Husten erhöhte Thromboxan-Gehalte vorliegen und ob durch die Picotamid-Gabe tatsächlich weniger Thromboxan synthetisiert wird. Die Substanz 6-Keto-PGF1N ist ein Prostacyclin-Metabolit und wurde in der Studie als Marker für eine gesteigerte Prostaglandin-Synthese verwendet.
Das Ergebnis der Studie ist überraschend positiv: bei der Therapie mit Picotamid legte sich bei acht der neun Patienten nach einer Behandlungsdauer von nur 72 Stunden der quälende Husten. Die Teilnehmer waren fortan relativ beschwerdefrei und verzeichneten in ihrem Husten-Tagebuch nur maximal 2 Anfälle pro Tag. Die quantitative Bestimmung des Thromboxan-Metaboliten TXB2 ergab, daß die Thromboxan-Konzentration während der Therapie durch Picotamid abnahm. Jedoch war diese Veränderung nicht signifikant gegenüber der Kontrollgruppe. Gestützt durch andere Forschungsergebnisse vermuten die Wissenschaftler, daß die Störung der Thromboxan-Synthese einen noch unbekannten aber scheinbar wichtigen Co-Faktor beeinflußt. Für die signifikant geringere Ausscheidung von 6-Keto-PGF1N bei Gabe von Picotamid im Vergleich zu den Teilnehmern der Kontrollgruppe haben die Forscher noch keine Erklärung.
Seit Beginn diesen Jahres wird die Picotamid-Enalapril-Therapie weiterhin getestet: Bei keinem der 14 Bluthochdruck-Patienten ist ein ACE-I induzierter Husten aufgetreten. Alle Patienten vertragen diese neue Therapie sehr gut. Für Patienten, bei denen ACE-Inhibitoren die Mittel der Wahl sind, sollte nach Meinung der Studienleiter die Therapie mit Thromboxan Antagonisten ergänzt werden.
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