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Arzneimittel und Therapie
Homöopathie: Besser als Plazebo?
Ob homöopathische Arzneimittel genauso stark wirken wie Plazebo (≥Plazebohypothese"), wurde jetzt in einer Metaanalyse plazebokontrollierter klinischer Studien untersucht. In einer umfangreichen Recherche der Literatur sowie verschiedener anderer Quellen (z.B. Forscher, Institutionen, Hersteller, Veranstaltungen) wurden 186 Studien gefunden. 89 erfüllten die Einschlußkriterien für die Metaanalyse: Die Studien mußten kontrollierte Präventions- oder Behandlungsstudien sein, eine parallele Kontrollgruppe enthalten, die Plazebo bekam, randomisiert und/oder doppelblind sein, schriftlich fixiert worden sein und ausreichend Informationen über die Ergebnisse beider Behandlungsgruppen bereithalten. Zwei unabhängige Gutachter beurteilten die Studienqualität anhand von zwei Skalen und sammelten die für die Metaanalyse relevanten Daten.
Die Plazebohypothese wurde einerseits anhand der gepoolten Daten aller eingeschlossenen Studien überpüft (= Gesamtvergleich), andererseits durch Serien von Studien bei denselben Erkrankungen (= Prüfung auf Reproduzierbarkeit der Wirkung).
Unterschiedliche Erkrankungen, verschiedene Behandlungsmethoden
Die Studien stammten aus 13 Ländern und waren zwischen 1943 und Oktober 1995 veröffentlicht worden. Verschiedenste Erkrankungen (z.B. Allergien, Hauterkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, gynäkologische Beschwerden) wurden mit Niedrig-, Mittel- oder Hochpotenzen behandelt. Alle vier Arten der Homöopathie kamen vor: die klassische (verwendet nur ein Einzelmittel für das gesamte Symptomenbild) in 13 Studien, die klinische (verwendet ein bis mehrere Einzelmittel für bestimmte klinische Situationen) in 49, die komplexe (verwendet homöopathische Komplex-Arzneimittel, das heißt fixe Kombinationen aus den Einzelmitteln) in 20 und die Isopathie (verwendet Zubereitungen aus dem Verursacher bei infektiösen oder toxischen Zuständen) in sieben Studien.
26 Studien erfüllten die Kriterien für eine hohe Studienqualität (29%). Nur 21 Studien verfügten über klare prospektiv formulierte primäre Studienziele, aber in 69 Studien konnte das für die Metaanalyse entscheidende Behandlungsergebnis problemlos identifiziert werden.
Der Gesamtvergleich ergab eine ≥Odds ratio" von 2,45 zugunsten der Homöopathie. Bei gleicher Wirkung von Homöopathie und Plazebo wäre eine Odds ratio von 1, bei schlechterer Wirkung eine Odds ratio unter 1 herausgekommen. Die 26 Studien mit der höchsten Qualität ergaben eine etwas weniger ausgeprägte Überlegenheit der Homöopathie gegenüber Plazebo (Odds ratio 1,66). Weitere Empfindlichkeits- und Untergruppenanalysen hoben die statistische Signifikanz der Überlegenheit nicht auf. Selbst unter den härtesten Bedingungen, die fünf Studien erfüllten, blieb die Überlegenheit der Homöopathie bestehen; die Odds ratio betrug 1,97.
Daß die Mehrzahl der Studien für die Homöopathie spricht, kann grundsätzlich jedoch auch auf einer Auslese vor der Veröffentlichung beruhen. Die Autoren schätzen die Zahl der unveröffentlichten Homöopathiestudien auf 15 bis 30. Korrigiert man das Studienergebnis entsprechend, so ergibt sich eine Odds ratio von etwa 1,78. Um die Überlegenheit der Homöopathie zunichte zu machen, müßten Hunderte von Studien mit ungünstigem oder plazebogleichem Effekt unveröffentlicht geblieben sein.
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